Bang & Olufsen bauen ihr WLAN-Lautsprecher-Lineup weiter aus und besetzen mit dem Beosound Level Räume mit bis zu 50 m². Dabei ist der Speaker im minimalistischen Look der 1970er flexibel platzierbar.
B&O haben den Anfang Februar 2021 vorgestellten Beosound Level ausstattungs- und preistechnisch zwischen ihrem Beosound Balance und dem brandneuen Beosound Emerge untergebracht. Sein Alleinstellungsmerkmal – ggü. den anderen beiden Lautsprechern – ist nicht seine kabellose Verbindbarkeit – AirPlay 2, Chromecast und Spotify Connect können sie nämlich alle – sondern sein 16-Stunden-Akku. Damit verdient der Beosound Level natürlich die Bezeichnung tragbar, aber mit seinen 3,3 kg ist er nicht wirklich mobil. Dafür ist aber aber auch nicht gedacht. Er hält zwar dank IP54-Zertifikat Staub und Spritzwasser aus, ist aber kein Strand- oder Campingbegleiter.
Design & Hardware
Das Kopenhagener Designstudio von Torsten Valeur (Valeur Designers) hat schon etliche Produkte für B&O entworfen, aber auch ASUS, LG oder TP-LINK mit dänischem Design versorgt. Beim Beosound Level hat man sich bei Design und Funktionalität an alten Transistorradios orientiert und wie ich finde eine grandiose Hommage geschaffen. Das Design wird bestimmt nicht jedem gefallen, aber gerade dieses Schnörkellose, ja zeitlos Elegante, kann mich begeistern. Die Verarbeitung des tragbaren Lautsprechers ist auch erste Sahne.
Er soll in jeder seiner möglichen Positionen gut aussehen und einen ganz spezifischen Sound liefern: Aufrecht stehend liefert er einen gerichteten Sound auf den Hörer. An der Wand breitet er die Soundstage aus und untermalt mit der gleichmäßigen Verteilung im Raum den Tag. Legt man ihn nun in die Mitte des Raums gibt er 360°-Sound (in alle Richtungen) ab, wie der Beosound Balance. Damit das auch klappt, ist ein Lagesensor verbaut, wie in jedem Smartphone heutzutage. Der Level kann natürlich auch stationär betrieben werden, aber selbst die optionale Wandhalterung ist so entworfen, dass er leicht abgenommen und aufgehangen werden kann. Sie nutzt dabei die magnetische Ladebuchse.
Da ich sie schon erwähnt habe, kommen wir zur Ladeeinheit. Das beigelegte USB-C-Kabel wird mit einem Ladepuck verbunden, der magnetisch auf der Rückseite über drei Pin-Kontakte den Level auflädt. Das ist nicht nur praktisch, sondern sieht hier auch sehr elegant aus. Wenn man die unter der Abdeckung versteckten Anschlüsse nutzen will (Ethernet statt WLAN, Line-in statt Funk), kann das Kabel direkt zum Laden in einen USB-C-Port am Lautsprecher gesteckt werden. Der Akku ist in ca. 3 Stunden komplett ladbar und hält dann ca. 16 Stunden.
Ins Gehäuse ist ein Tragegriff eingearbeitet und die Frontabdeckung besteht entweder aus Kunststoff, der mit Gewebe bespannt ist, oder aus hellem Eichenholz. Eichenholz kostet 200 € mehr. Auf der Oberseite des Beosound Level befinden sich die zwei haptischen und die Soft-Touch-Kontrollen. Der Ein- und Ausschalter und ein Mikrofon-Slider sind mechanisch realisiert und die vier programmierbaren Tasten (Favoriten), die Bluetooth-Kontrolle und die Lautstärke, werden über leichte Berührung bedient.
Die rohen Daten zu den Treibern & Verstärkern im Beosound Level
- Lautsprecherkonfiguration:
- 2 × 4-Zoll-Tieftönertreiber mit 2 × 30 W, Klasse D Verstärker
- 1 × 2-Zoll-Full-Range-Einheit mit 1 × 30 W, Klasse D Verstärker
- 2 × 0,8-Zoll-Hochtonlautsprecher mit 1 × 15 W, Klasse D Verstärker
- Frequenzbereich: 50 – 22.000 Hz
- Maximale Lautstärke in 1 Meter Entfernung (SPL): 96 dB SPL
- Basspotenzial: 79 dB SPL
Bang & Olufsen App
Die B&O App kennen wir schon von den Beoplay E8 Sport aus unserem Vergleichstest der True-Wireless-Kopfhörer. Auch beim Beosound Level dient sie zur Ersteinrichtung, Steuerung und Software-Frischhaltung.
Der Equalizer bietet unter “Hörmodi” fünf Presets an, wobei “Optimal” die Active Room Compensation nutzt, um den besten Höreindruck nach Algorithmus anzubieten. Zur Einrichtung wird hier, wie bei Sonos’ Trueplay, ein Ton abgespielt, der vom Mikro des Lautsprechers selbst und vermutlich auch vom Mikro des verbundenen Smartphones oder Tablets aufgenommen wird und das Audioprofils des Raums aufzeichnet. Der EQ wird demnach automatisch geregelt. Wenn man selbst Hand anlegen möchte, kann man das im visuellen EQ auch tun und eigene Presets speichern.
B&O hat selbst Netzradio in die App integriert (“Bang & Olufsen Radio”). Hier kann man seine Lieblingssender zusammensuchen und auf die vier Soft-Touch-Tasten für schnellen Zugriff am Gerät legen. Die Tasten sind aber auch mit Kommandos für den Google Assistant belegbar, wenn man ihn eben nicht per Stimme aufrufen möchte.
Google Home & Google Assistant bzw. AirPlay 2 & HomeKit
Für die Stereo- und Multiroom-Funktionalität setzt Bang & Olufsen derzeit auf Google Home und AirPlay/HomeKit als Plattformen.
In der Google Home App, die für iOS und Android zur Verfügung steht, kann der Lautsprecher gruppiert werden und bekommt auch die Google-bezogenen Updates für Cast und Assistant. Mit AirPlay ist das Ganze natürlich auch unter iOS ohne den Umweg über den Google-Dienst möglich. Räume werden hier über die Home App von Apple angelegt und gesteuert.
Der Assistant verwendet die verbauten Mikrofone, die man natürlich auch abschalten kann und funktioniert wie überall anders auch. Sein Leistungsumfang hängt davon ab, wie man ihn selbst in der Assistant-App eingerichtet hat. Damit schaltet man aber auch die Active Room Compensation aus, die den Sound dem Raum anpasst, in dem der Level steht, liegt oder hängt.
Chromecast built-in, AirPlay 2 & Spotify Connect
Die drei Hauptbespielwege für den Beosound Level sind natürlich Chromecast built-in für die Android-Nutzer, AirPlay 2 für die Apple-Fraktion und Spotify Connect für alle, die ausschließlich in Spotify leben, was ihre Audioinhalte angeht. Natürlich stehen auch die “Legacy-Verbindungen” Bluetooth 5.0 und Line-in (3,5 mm) zur Verfügung, doch die sollte man eher als Fallback ansehen und auf die höhere Bandbreite via WLAN setzen (IEEE 802.11 b/g/a/n/ac, Dual-Band: 2,4 + 5 GHz).
Alle drei Verbindungen erwiesen sich in unseren Tests als ausgesprochen robust und fehlerfrei. Sei es nun das MacBook, mit dem wir im Home Office den Beosound Level via AirPlay 2 mit Musik beschickt haben, oder das Android-Tablet auf dem Sofa, dass mit Chromecast seine Inhalte an den Lautsprecher schickte oder Spotify auf dem iPhone, dass mit Connect streamte.
Bluetooth funktioniert natürlich auch, aber hier ist ja immer schon die Einrichtung nervtötend, wenn man erst noch am Gerät das Pairing auslösen und dem Zuspieler den Lautsprecher in den jeweiligen Geräteeinstellungen hinzufügen muss. Die WLAN-Verbindungen sind nach der Ersteinrichtung einfach viel unkomplizierter. Es ist natürlich weiterhin hilfreich, wenn man mal eben jemandem haushaltfremden etwas abspielen lassen will, der nicht gleich die Gesamtkontrolle über den Lautsprecher bekommen soll.
Wir haben den Beosound Level auch mal als Soundbar-Ersatz über den Line-in ausprobiert und das geht schon und klingt auch super, aber hier fehlen einfach Einstellungsmöglichkeiten. Außerdem kommt es hier zu einem winzigen Versatz zwischen Bild und Ton, selbst wenn man den Eingangswiederstand in der B&O App komplett deaktiviert.
Das Zukunftsversprechen
Den Preis, den man hier zahlt, zahlt man nicht nur für den Namen Bang & Olufsen, das Design oder den hervorragenden Klang und die technische Umsetzung, sondern auch für eine Art Zukunftsversprechen. Der Beosound Level ist in gewissem Umfang modular aufgebaut: Die Steuereinheit und der Akku sind hinter abschraubbaren Blenden versteckt und mit wenigen Handgriffen wechselbar. Damit will B&O diesen Lautsprecher langlebiger gestalten. Vermutlich hält die Steuereinheit länger Updates aus, als der Akku Ladungen, und daher ist es schon auch vorteilhaft, diesen nach mehreren Jahren Nutzung tauschen zu können. Diese doch sehr tiefhängende Frucht wird erstaunlicherweise von keinem Bluetooth-Speaker-Hersteller gepflückt, deren Lautsprecher zumindest mal ihre Portabilität einbüßen, wenn der interne Akku den Geist aufgibt und man nicht immer einen Externen mitschleppen will. Natürlich ist der verbaute Akku von B&O auch eine Custom-Geschichte und kein Standard. So kann man nur hoffen, dass der Preis für einen Refill nicht absurd ist im Vergleich zu einem neuen Lautsprecher.
Ein Bisschen streuen sie hier Salz in die Wunde von Sonos, die beim Umsatteln auf Sonos S2 vor genau diesem Problem standen und es zumindest anfangs eher unglücklich gelöst haben. Leute sind halt gewohnt, dass Lautsprecher unendlich lange halten. Während das auch heutzutage noch für die Audiokomponenten gilt, sind die Steuerelemente – im Grunde kleine Rechner – von Alterserscheinungen betroffen, die ihre Updatefähigkeit beschränken. Die Platine in einem modernen connected Speaker hat eben den Speicher und den Prozessor und das Funkteil, das zum Erscheinen verbaut werden konnte. Die kann vom Hersteller dann über Jahre hinweg mit Updates versorgt werden (wie man es von Sonos z.B. auch kennt). Kommt aber wenn eine Funktion, die eben mehr an Hardware benötigt, kann man den Lautsprecher wegwerfen, auf die zusätzliche Funktionalität verzichten oder das Gerät von Anfang an so gestalten, dass sich die Steuereinheit wechseln lässt, während Gehäuse, Treiber und Anschlüsse bleiben wo sie sind.
Diesen letzten Ansatz fährt hier B&O. Genau wie der Akku, lässt sich die Steuereinheit hinter einer Blende wechseln, sollte die Notwendigkeit dafür in Zukunft entstehen. Es könnte z.B. so sein, dass ein theoretisches AirPlay 3, nicht durch Software allein nachrüstbar ist und sollte der Nutzen von AirPlay 3 ggü. AirPlay 2 spürbar einen Vorteil darstellen, könnte Bang & Olufsen eine neue Platine bauen, die AirPlay 3 beherrscht. Ähnlich verhält es sich mit Sprachassistenten: Der Beosound Level kommt ab Werk mit Google Cast und Google Assiatant, aber im Grunde spricht nichts dagegen, dass auch Amazons Alexa noch Einzug hält. Auch hier bleibt die Frage nach dem Preis für so ein Hardware-Update offen. Dieses nachhaltigere Vorgehen ist von der Idee her nicht nur löblich sondern auch wünschenswert. Es scheitert bislang aber immer daran, dass die Kosten für so ein Update (beim Hersteller und beim Kunden) in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen und ein neues Gerät natürlich auch mehr Umsatz macht.
Tangente: Es gibt trotz einiger Versuche bis heute eben kein echtes modulares Smartphone, oder Fernseher, bei denen man nur die Box mit dem “Gehirn” (Samsung Smart TV Evolution Kit/One Connect Box, 2013-2018) tauschen können sollte. Samsung hat das eigentlich nur zwei Jahre bis 2015 durchgehalten. Das 2018 erschienene SEK-4500 war eigentlich keine vollwertige One Connect Box, denn der Vorgänger (SEK-3500) wurde nicht ersetzt, sondern musste auch verbunden bleiben und viele empofanden das eher als Downgrade, da mindestens mal auch ein HDMI-Anschluss flöten ging.
So ein Ansatz, für die Zukunft Optionen zu schaffen, ist nicht falsch, aber hängt von sehr vielen Faktoren ab. Wie und ob eine Umsetzung möglich ist, wird sich zeigen, wenn es den tatsächlich soweit ist. Jeder, der einen Smart Speaker kauft, sollte sich darüber im klaren sein, dass dieser über einen langen Zeitraum gesehen, u.U. seine Funktionalität verlieren kann oder komplett unbenutzbar wird. Sobald der Hersteller den Support einstellt, sei es, dass sie nicht die Kapazitäten dafür haben oder selbst pleite gehen, ist im Gegensatz zu “dummen” Lautsprechern, die i.d.R. mit allen möglichen physischen Anschlüssen ausgestattet sind, irgendwann eine Grenze erreicht.
Fazit
Je länger ich den Beosound Level verwende, desto überzeugter bin ich auch vom Preis-Leistungs-Verhältnis dieses modernen “Kofferradios”. Unberührt ist er zunächst schon etwas basslastig, aber auch nie übersteuert. In den späten Abendstunden kann es etwas viel werden, wenn man auch noch Nachbarn hat. Stellt man ihn auf seinen Hörgeschmack ein, können in meinem Fall auch die Höhen extrem überzeugen. In alten Tracks aus den 80ern mit niedriger Qualität hört man das z.B. sofort. Der Level verschleiert nichts. Einzig die Stufen in den Lautstärken sind noch etwas hart, daran ändert auch die Loudness-Option in der App nichts.
Natürlich muss sich der Beosound Level den Vergleich zum wesentlich weniger kostenintensiven Sonos Move gefallen lassen, der meiner Meinung nach die nächstbeste tragbare Option bei den streamenden Smart-Speakern ist. Der wird hier aber nicht nur vom Design her weit abgeschlagen, auch der Klang vom Beosound Level ist um Welten besser. Alles andere wäre auch nicht zu rechtfertigen. Andererseits bekommt man zum Preis eines Levels gleich drei Move und hier muss sich jede selbst entscheiden, was persönlichen Vorrang genießt.
Preis und Verfügbarkeit
Den Beosound Level gibt es in zwei Varianten, wenn verfügbar:
- “natürliches” silbernes Aluminiumgehäuse mit grauer Treiberabdeckung aus Rundstrickgewebe – 1.249 €
- goldfarbenes Aluminium mit Treiberabdeckung aus Eichenholz – 1.499 €
Der Google Assistant ist tatsächlich auch optional, hat aber – da es ein reines Software-Feature ist – keinen Einfluss auf den Endpreis.
Der Lautsprecher ist aber immer noch schwer zu bekommen – derzeit ist lediglich die Silber/Grau-Variante mit Google Assistant im Shop gelistet – die Ohne ist vorbestellbar. Die Gold/Eiche-Variante ist seit dem ersten Batch ausverkauft und alle Welt wartet auf die nächste Charge. Soviel dazu, dass der (vergleisweise hohe) Preis hier Audiofreunde vom Kauf abhält. Bei Amazon ist er noch gar nicht gelistet.
Der gestern (am 15.04.2021) vorgestellte kleine Bruder für Räume bis 30 m² und wieder ohne Akku – Beosound Emerge – ist noch zu haben und geht schon bei 600 € los.
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Gab es von B&O mal um 2000 rum da konnte das komplette Modul ausgetauscht werden!