In den vergangenen Wochen haben ich hier einiges zum Thema Elektromobilität geschrieben: Ihr wisst jetzt, dass man umdenken muss, wenn man vollelektrisch unterwegs ist – aber dennoch nicht unbedingt Kompromisse eingehen muss. Auch die öffentlichen Ladesäulen der EnBW und die damit verbundenen Kosten habe ich mir genauer angeschaut. In diesem Beitrag dreht sich nun alles um das Auto, das all dies überhaupt erst möglich gemacht hat: der BMW i3.
Design: Hässlich oder anders?
Hässlich! Das ist so die klassische Reaktion, wenn ich mich mit Freunden und Bekannten über Elektroautos unterhalte – und da ist der BMW i3 keine Ausnahme. In der Tat haben einige Autohersteller in der Vergangenheit den Eindruck erweckt, dass sie ihre Elektroautos bewusst so designen, dass sie keiner kauft. Aber man kann das auch anders sehen:
@frankfeil Mir wurde gesagt: Nicht hässlich, sondern anders. Eben damit es sich vom Markendesign abhebt. Tesla hat es da einfach.
— ChrisLietze¯\_(ツ)_/¯ (@ChrisLietze) 8. Oktober 2015
BMW hat das meiner Meinung nach ganz gut umgesetzt, denn der i3 ist zwar verglichen mit dem restlichen Portfolio keine (sportliche) Schönheit, sieht dafür aber recht futuristisch aus – und das macht den Elektroflitzer schon wieder irgendwie charmant. Auf der Straße fällt einem der i3 jedenfalls sofort ins Auge: Die Art und Weise, wie sich die Türen öffnen, der großzügige und zugleich minimalistische Innenraum, die Schaltung am Lenkrad (1-Gang-Automatik), die Startgeräusche, das Ambiente Licht – all das trägt dazu bei, dass man sich im i3 vom ersten Moment an fühlt, als ob man schon in der Zukunft unterwegs wäre. Das hört sich jetzt vielleicht für manch einen komisch an, aber wer einmal mit dem i3 gefahren ist, wird das bestätigen können.
Letztendlich ist es aber ohnehin müßig, über das Thema Design zu diskutieren – wie eigentlich bei jedem Auto. Nichts ist so subjektiv, wie die Optik eines Fahrzeugs. Ich kann jeden verstehen, der sagt, dass ihm der i3 nicht gefällt – aber dennoch muss man den Münchnern zugestehen, dass sie sich Gedanken darüber gemacht haben, wie sich der kleine Elektroflitzer von der Masse abheben kann. Und noch viel wichtiger: die Ingenieure von BMW haben diesen futuristischen Stil dann auch konsequent im gesamten Fahrzeug umgesetzt.
Reichweite: 120 Kilometer ohne Verzicht
Die Reichweite ist für so gut wie alle potentiellen Käufer eines Elektroautos das entscheidende Kriterium. Die meisten von uns sind daran gewöhnt, dass man mit einer Tankfüllung mindestens 500 Kilometer weit kommt, bei einem Diesel sogar bis zu 800 Kilometer. Sobald dann von Reichweiten von weniger als 200 Kilometern die Rede ist, bekommen manche Autofahrer Angst. Dass viele von ihnen pro Tag durchschnittlich nur 20 bis 40 Kilometer zurücklegen, spielt dabei keine Rolle. Über Jahrzehnte war man die hohen Reichweiten gewöhnt, und jetzt gibt man doch nicht so viel Geld für ein Elektroauto aus, das dann mit einer Ladung nur ein Viertel der Strecke zurücklegen kann. An dieser Einstellung wird sich wohl auch in den kommenden Jahren nichts ändern.
Für Fahrzeuge wie den i3 ist das ein echtes Problem. BMW gibt die Reichweite der rein elektrischen Version wie folgt an:
Reichweite (kombiniert): 190 Kilometer
Kundenorientierte Reichweite: bis zu 160 Kilometer
Die 190 Kilometer halte ich persönlich für unmöglich und auch die 160 Kilometer schafft man bestenfalls unter absoluten Idealbedingungen im “ECO PRO+”-Modus auf einer ebenen Strecke bei geringer Geschwindigkeit im Hochsommer.
Mein Testfahrzeug brachte es im Comfort-Modus (Klimaanlage, Navi und Radio eingeschaltet) bei zügiger Fahrweise und Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h auf der Autobahn auf 120 Kilometer. Für mich hieß das, dass ich meine tägliche Pendelstrecke von 110 Kilometern ohne Verzicht zurücklegen konnte und dennoch noch genug Reichweite für einen spontanen Einkauf oder Besuch bei Freunden hatte.
Eine etwas zurückhaltendere Fahrweise in Kombination mit einer Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h und einer leicht reduzierten Leistung der Klimaanlage ließ die Reichweite auf 140 Kilometer steigen. Das heißt nun nicht, dass man es im Stadtverkehr oder auf der Landstraße nicht auch auf 150 Kilometer schaffen kann, aber zumindest für mein Szenario (Pendeln auf Landstraße und Autobahn) war bei 140 Kilometern Schluss. Auf sämtliche Komfortfunktionen (Klima, Navi, Radio, etc.) verzichten und mit maximal 90 km/h als Verkehrshindernis über die Autobahn zu schleichen, ist aus meiner Sicht keine Option. Dafür ist der i3 mit seinem Einstiegspreis von knapp 35.000 Euro schlichtweg zu teuer.
Stromkosten: mit 5 Euro kommt man 100 Kilometer weit
Bei einem Elektroauto wird der Verbrauch logischerweise nicht in Litern je 100 Kilometer sondern in Kilowattstunden je 100 Kilometer angegeben. Der Preis pro Kilowattstunde variiert je nach Stromanbieter, der Einfachheit halber rechne ich hier aber mit 30 Cent/kWh, was man als guten Durchschnitt ansehen kann.
Schauen wir zunächst, was die Website von BMW zum Verbrauch des i3 sagt:
Stromverbrauch in kWh/100 km (kombiniert): 12,9
Legt man diesen Verbrauch zugrunde, würde man rund 3,87 Euro bezahlen, wenn man mit dem BMW i3 100 Kilometer zurücklegt. Wenn man einen besonders günstigen Stromanbieter hat, der einen attraktiven Nachttarif anbietet, könnte man den Betrag sogar auf bis zu 3 Euro reduzieren. Wow! Das ist doch mal eine Ansage!
Aber naja, die Realität sieht etwas anders aus. Die 12,9 kWh/100 km kann man vielleicht im “ECO PRO+”-Modus bei Tempo 50 auf einer ebenen Strecke erreichen, aber nicht im Alltag. Wer normal fährt (inklusive Überlandfahrten) und im Sommer die Klimaanlage beziehungsweise im Winter die Heizung einschaltet, sollte im Schnitt mit 15 bis 18 kWh/100 km rechnen – bei klirrender Kälte durchaus auch mit mehr. Im Klartext heißt das: der Fahrer eines i3 muss mit rund 5 Euro Stromkosten je 100 Kilometer rechnen – und ist damit immer noch deutlich günstiger als der Fahrer eines Benziner dran (8 l/100 km bei 1,35 €/l macht 10,80 €).
Der BMW i3 lässt in puncto Komfort und Sonderausstattung keine Wünsche offen
Der BMW i3 ist ein Elektroauto – unterscheidet sich in puncto Komfort aber keineswegs von anderen BMW-Modellen: Rückfahrtkamera, Parkassistent, Klimaautomatik, Komfortzugang, Stauassistent, Adaptive Cruise Control, Regensensor, Navi mit hochauflösendem 10,25-Zoll-Farbbildschirm und so weiter.
Auch beim Thema ConnectedDrive hat sich BMW etwas einfallen lassen:
Für BMW i designte Remote APP. Für iOS und Android verfügbar. Funktionen wie Ladestandskontrolle, Statuskontrolle des Fahrzeugs, Fahrtanalyse und Vorbereitung der nächsten Fahrt.
Die App sieht schick aus und liefert dem Fahrer alle wichtigen Infos zum i3 – immer und überall. Das ist nun nichts, was man unbedingt braucht, aber es ist eben genau die Art Spielerei, die – zumindest meiner Meinung nach – zu einem Elektroauto dazugehört.
Was ebenfalls zu jedem Elektroauto gehört: eine Ladekarte, mit der man eben nicht nur auf die Ladesäulen eines einzigen Anbieters zugreifen kann. Bei BMW nennt sich das ChargeNow. 2300 Ladepunkte in Deutschland, Österreich und Belgien stehen zur Verfügung und sind im Navi des i3 eingespeichert. Auf diese Weise können die verfügbaren Ladesäulen direkt mit in die Routenplanung integriert werden. Bezahlt wird komfortabel mit der ChargeNow-Karte. Die Abrechnung erfolgt am Monatsende.
Folgende Tarife stehen zur Verfügung…
…und so lange dauert das Aufladen:
Fazit zum BMW i3: Ein Elektroauto für Fahrer ökologischem Bewusstsein und hohen Ansprüchen
Ich fahre normalerweise einen BMW 3er, von daher bin ich bestens mit der Marke sowie ihren Modellen und Ausstattungsvarianten vertraut. Als ich nun das erste Mal in den i3 eingestiegen bin, war ich fasziniert: einerseits ist die Designsprache klar. Man weiß sofort, dass man in einem BMW sitzt. Andererseits sind da aber diese leicht futuristisch anmutenden Elemente, die einem unmissverständlich klar machen, dass man in einem Elektroauto sitzt. Und genau das will man ja. Ich für meinen Teil bin kein Fan von Elektroautos, die einem vorgaukeln, dass man in einem ganz “normalen” Auto sitzt – nur eben mit Akku und einem fast geräuschlosen Antrieb. Hinter einem Elektroauto muss ein durchdachtes Gesamtkonzept stehen, nicht nur eine Batterie.
Den Ingenieuren von BMW ist das gelungen. Wie bereits oben erörtert, kann man sich über das Design durchaus streiten, aber es macht den i3 eben zu dem, was er ist: ein gelungenes Elektroauto, das einem das Gefühl vermittelt, schon heute ein Teil der Zukunft der Mobilität zu sein.
Die Crux an der Sache ist der Preis. Der BMW i3 ist ein Kleinwagen mit einem Kofferraumvolumen von 260 Litern – dennoch liegt sein Einstiegspreis (34.950 Euro) fast 3000 Euro über dem eines BMW 3er Touring. Wenn man alle Haken bei der Sonderausstattung setzt, kommt man problemlos auf über 50.000 Euro. Will man zumindest die wichtigsten Assistenzsysteme, ein Navi mit ConnectedDrive sowie die Schnellladefunktion, legt man rund 43.000 Euro auf den Tisch.
Man braucht sich da auch nichts vorzumachen: den Mehrpreis holt man weder über irgendwelche Steuerersparnisse noch über das eingesparte Benzin wieder rein. Darum sollte es einem aber beim Kauf eines Elektroautos ohnehin nicht gehen. Wer heute ein Elektroauto kauft, trägt mit dazu bei, dass die Technologie weiterentwickelt wird. Man verbessert seinen ökologischen Fußabdruck. Man setzt ein Zeichen – und im Falle des BMW i3 ist es ein ziemlich komfortables Zeichen, das eben auch seinen Preis hat.
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Ich finde den BMW i3 ziemlich schick, aber 35.000€ ist leider viel zu teuer …
[…] Komfort und Sicherheit darstellt. Die Erfahrung hat mich dabei vor allem eines gelehrt: Auch wenn BMW, Mercedes und Audi für ihre integrierten Infotainment-Lösungen zum Teil bis zu 4000 Euro aufrufen […]
[…] Vor etwas über einem Jahr hatte ich die ältere Version des BMW i3 zum ersten Mal in meiner Garage stehen – und an meinem damaligen Urteil hat sich nichts geändert: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der i3 eines der am hochwertigsten verarbeiteten Elektroautos auf dem Markt ist. Da kann sich selbst Tesla eine Scheibe abschneiden. Über das Design des i3 kann man sich freilich streiten, aber was Komfort, Infotainment und Assistenzsysteme betrifft, ist der Elektroflitzer aus München eine runde Sache. Wer dazu mehr erfahren möchte, findet hier meinen ausführlichen Testbericht. […]
[…] aus dem Haus gewagt. Mit den ersten smarten Armbanduhren, war es ein bisschen so, wie mit Elektroautos: Die Idee ist super, die Umsetzung eine […]