Abmahnungen sind neuerdings ein ständige Gefahr für Blogger. Seit sich herumgesprochen hat, dass man mit Abmahnungen schnell und einfach Geld machen kann, sind Blogger das ewige Angriffsziel findiger Anwälte, die in jedem falsch formulierten Satz einen abmahnfähigen Umstand sehen.
Um als Blogger in Deutschland mit den Kollegen im Ausland mithalten zu können, begibt man sich auf Grauzonen-Glatteis. Fotos aus dem Netz zu veröffentlichen kann Probleme bringen. Im Normalfall tun sie das zwar nicht, aber manchmal eben doch. Wenn man über Aktionen berichtet, die im Netz große Aufmerksamkeit generieren, dann freuen sich Initiatoren dieser Aktionen fast immer darüber, dass andere über sie berichten. Das bringt Aufmerksamkeit, Ruhm und steigert den eigenen Marktwert. Außerdem sind gerade so Sachen wie Internet-Memes quasi schon von öffentlichem Interesse. Stellt euch vor, jeder würde abgemahnt werden, der mal ein Grumpy-Cat Foto gepostet hätte – oder ein Rage Face.
Trotzdem können Blogger für virale Fotos abgemahnt werden. Und selbst wenn es nicht der Urheber ist, der abmahnt, gibt es Agenturen, die sich einfach die Bildrechte einkaufen. Die Urheber wissen meist gar nicht welchen Wert solche Bilder haben. Sie werden mit ein paar hundert Euro/Dollar abgespeist und mit den Bildrechten in der Tasche mahnt die Agentur dann für Hunderttausende Seiten ab, die dieses Bild verwendet haben.
Lange Einleitung – jetzt zum Thema. In den vergangenen Monaten hat vor allem eine Agentur genau das gemacht und Blogger für mindestens 70.000 Euro abgemahnt. Teilweise waren es kleine Beiträge die gefordert wurden, teilweise aber auch stattliche Summen, die in keinem Verhältnis zur eigentlichen Nutzung des Bildes standen.
Ronny vom Kraftfuttermischwerk war einer der Blogger, die es erwischt hatte. Er berichtete über eine Kuchenkünstlerin, die einen Kuchen in Form einer Schlange gebacken hatte, der wie eine echte Schlange aussah. Dazu das Foto, das die Künstlerin zum Teilen auf der Facebookseite gepostet hatte. Einige Monate später flatterte eine Abmahnung ins Haus. Eine Agentur hatte die Bilder der Kuchenbäckerin aufgekauft und danach eine ganze Reihe an Bloggern abgemahnt, weil sie darüber berichtet hatten.
Bei Ronny ging die Agentur nun vor Gericht und das bedeutet vor allem eins – Es wird teuer für Ronny. Abmahnungen gehen aber nicht nur einzelne Blogger etwas an, sondern das ganze Netz. Einem Aufruf von Ronny folgend – der ihm übrigens nicht leicht fiel – spendete die Blogosphäre. Und sie spendete, was das Zeug hielt. 5000 Euro – die Anwaltskosten für die erste Runde – wurden innerhalb von 12 Stunden gesammelt. Ronny kann nun vor Gericht ziehen und bekommt die Chance, ein Urteil zu erwirken, von dem wir alle profitieren könnten.
Von diesem Einzelfall einmal abgesehen, hat das Internet etwas bewiesen. Diese starke Resonanz auf die Spendenaktion zeigt, dass Blogger genug haben. Genug davon, wie eine Herde Zebras in auf einer Safari abgeschossen werden zu dürfen. Man schreit förmlich danach, endlich seinem Hobby (oder Beruf) so nachgehen zu können, wie man es möchte ohne bei jedem Satz Angst haben zu müssen, dass man irgendjemanden auf den Schlips treten könnte.
Das Netz hat hier aber nicht das erste Mal geholfen. Marco von Mindsdelight hatte ebenfalls Probleme mit oben genannter Agentur und hier konnten die Abmahnkosten durch spenden beglichen werden. Blogger könnten zwar nicht unterschiedlicher in ihrem Auftreten und ihrer Schreibe sein, aber wenn einer angegriffen wird, dann sind sie eins und helfen sich gegenseitig.
Wir warten nun ab, was das Gerichtsverfahren bringt, und hoffen, dass für Blogger endlich eine Rechtssicherheit geschaffen werden kann, die ihnen ermöglicht ihrer Tätigkeit nachzugehen. Das Netz hat aber jetzt schon ein Zeichen gesetzt und es sagt – “Wir lassen uns nicht alles gefallen!”
Links zu dem Fall
- https://www.kraftfuttermischwerk.de/blogg/?p=44557
- https://www.kraftfuttermischwerk.de/blogg/?p=48051
- https://www.kraftfuttermischwerk.de/blogg/?p=48066
- https://www.welikethat.de/2012/10/17/abmahnungen-es-hort-einfach-nicht-auf/
- In eigener Sache: Ricardas letzter Tag - 28. Juni 2013
- Fotos vom LG G2 – Buttons auf der Rückseite und neues Namensschema - 28. Juni 2013
- Microsoft: Keine Xbox-Games für iOS und Android - 28. Juni 2013
Hi Ricarda, sorry für die Pingeligkeit, aber der Link zum Kraftfuttermischwerk stimmt nicht 😉 Ansonsten stimme ich dem Artikel absolut zu: es ist an der Zeit, dass Blogger ein Urteil erwirken, das ihre Tätigkeit auch mal etwas schützt und sie nicht nur in einer Grauzone handeln lässt. Hoffen wir mal, dass es ein positives Urteil für alle Beteiligten geben wird. Beteiligte Blogger meine ich natürlich 😉
Hey Floyd,
danke für den Hinweis. Ich habe den Link korrigiert.
Danke für den Artikel. Es ist wichtig, dass wir als Blogger auf solche Missstände aufmerksam machen – und wenn möglich dagegen vorgehen. Jeder, wie er kann. Von daher wünsche ich Ronny vom Kraftfuttermischwerk viel Erfolg.
Was mich bei dieser konkreten Vorgehensweise der Abmahnanwälte wundert: Wie kann man im Nachhinein Bildrechte erwerben und dann Leute abmahnen, die es zu dem Zeitpunkt legal benutzt hatten? Kann mir schwer vorstellen, dass so etwas vor Gericht Bestand haben soll.
Es geschieht selten, dass mich Dinge in diesem Maße ergreifen, aber sobald ich an den Sachverhalt denke, verspüre ich eine innere Nervosität und Erregung wie kaum.
Ich hoffe wirklich, dass wir hier bei etwas Großem dabei sind und die Sache tatsächlich den Leuchtturmcharakter bekommt, den wir schon verspüren. Lass uns aufmerksam bleiben und wo es nur geht diese Aufmerksamkeit schaffen.
Beste Grüße