Auf der CES 2015 im Januar, stellte Dell den Nachfolger seines erfolgreichen Ultrabooks XPS 13 vor, das Dell XPS 13 mit UltraSharp InfintiyDisplay. Noch im selben Monat konnte man es ordern und zum Start von Windows 10 bekam ich ein XPS 13 zum Langzeittest – inklusive Update-Experience von Windows 8.1 auf 10. Hier der Erfahrungsbericht.
Kurz vorneweg möchte ich festhalten, dass ich 2014 das damalige XPS 13 in der Developer Edition (mit Ubuntu statt Windows) erstanden habe und seit dem durchweg für alles (auch zum hier bloggen) nutze, es wird daher hier oft ein Vergleich zum direkten Vorgänger gezogen und es taucht auf den Bildern auf.
Der Bildschirm
Der Bildschirm von Sharp, der in einem extrem dünnen Gehäuse steckt und 5,7 Mio Pixel auf eine Fläche mit einer Diagonale von 13,3 Zoll verteilt (deshalb UltraSharp 😉 ), ist unglaublich gut. Die QHD+ Auflösung (3.200 x 1.800 Pixel) und seine fantastische Helligkeit (max. 400 cd/m²) machen auch im Café um die Ecke Spaß. Weder gibt es am Kontrast, der Farbsättigung noch den Blickwinkeln etwas auszusetzen. Angeblich (siehe dort im Nachtrag) ist das Sharp-Panel des US-Modells (SHP1421) noch besser, als das Panel, dass in Deutschland im XPS 13 seinen Dienst verrichtet (LQ133Z1), aber ich konnte mich schon an diesem kaum satt sehen. Der “typische” Dell-Käufer wird vermutlich eher ob der Gorilla-Glass-Verglasung von Corning und der Spiegelei im Freien mosern, aber hierzulande wohl vergeblich offiziell auf das FullHD-Modell mit mattem Bildschirm warten müssen.
Ich würde aber behaupten, dass die XPS-Geräte eine andere Zielgruppe haben, als die Latitudes oder Inspirions. Nämlich die Menschen, die gerne wegen Retina, Gewicht und Design ein MacBook hätten, sich aber entweder nicht mit Boot Camp oder Virtualisierung (Parallels, Fusion..) auseinandersetzen wollen oder können, oder einfach grundsätzlich mit Windows arbeiten wollen oder müssen. Ich wollte beim Vorgänger ein Gerät, dass auch in 3 oder 4 Jahren noch gut ist (Core i7, SSD, leicht, Ultrabook-Design) und ab Werk mit Ubuntu kommt. Der letzte Teil ist natürlich sehr nischig, sprach aber auch für das XPS 13. Die Alternativen in der Nische von Lenovo waren dann doch eher bieder.
Das 2015er XPS 13 nun hat sein 13,3-Zoll-Display in ein schmaleres Gehäuse gezaubert, wobei es nicht so wahnsinnig viel schmaler ist, als beim Vorgänger und daher der Claim “13 Zoll in einem 11-Zoll-Gehäuse” etwas übertrieben auf mich wirkt, v.a. wenn man sie übereinander legt und das große Erstaunen eher ausbleibt. Was nicht heißt, dass das im Vergleich zu anderen Dreizehnzöllern nicht stimmt, nur das vorherige XPS 13 war eben schon sehr kompakt.
Nun besteht so ein Notebook ja nicht nur aus Bildschirm, sondern auch aus einer gegenüberliegenden Hälfte, die die zwei Eingabegeräte beherbergt. Dell verbaut eine, wie immer, hervorragende, hintergrundbeleuchtete Tastatur, mit ausreichend Hub und ein angenehm präzises Glastrackpad mit integrierten Tasten, dass unbeabsichtigte Eingaben durch den Handballen ignoriert.
Die Hintergrundbeleuchtung lässt sich wie gehabt in drei Stufen regeln und die Reihe der Funktionstasten wurde etwas dicker. Einzig der Wegfall der leicht abgerundeten Pfeiltasten, die man so sehr leicht blind erkannte, trübt mir hier das Gesamtbild etwas. Sehr erfreut war ich auch, nichts zu hören. Dazu muss man wissen, dass die Hintergrundbeleuchtung beim XPS 13 von 2014, in der rechten oberen Ecke der Tastatur, bei mehr als einem Gerät einen hohen Pfeiffton produziert, wenn sie aktiviert ist. Dieses “Coil Whine” konnte hier zum Glück behoben werden und die Spule, die da jetzt unter Strom gesetzt wird, ist ordentlich befestigt/gedämpft.
- Pfeiltasten des XPS 13 (2014)
- Pfeiltasten des XPS 13 (2015)
Dass die Kamera für den dünnen Bezel (der Rand um den Bildschirm) unter den Bildschirm wandern musste, stellt überhaupt kein Problem dar. Wenn man damit Skype oder Ähnliches fährt, ist sie nicht besser oder schlechter als andere Notebook-Webcams und der leicht andere Winkel stört (mich) auch nicht. Dell setzt hier langsam aber sicher eine Designrichtlinie um, die ihre High-End-Produkte auch visuell miteinander verknüpft, denn die schicken Dell Venue 8 Pro 7000er Tablets mit Android haben auch ein “InfinityDisplay” und die Frontkamera dadurch unten.
Kommen wir mal zu einem Detail, dass sich nicht geändert hat und auch nach wie vor keine lebensnotwendige Einschränkung beim Betrieb des XPS 13 darstellt, aber mich eben doch zeckt – dem Netzteil. Es ist immer noch modular, d.h. der Kopf lässt sich unproblematisch tauschen, wenn man das Land verlässt und am Zielort einen anderen Stecker benötigt und noch immer lässt sich das Kabel praktisch direkt um dessen Körper wickeln. Leider hat sich auch nicht verändert, dass die Netzkontroll-LED immer noch konstant weiß leuchtet, sobald der Stecker in der Steckdose steckt. Es wäre ja vielleicht sinnvoll, an dieser Stelle erst aufzuleuchten, wenn der Stecker im XPS 13 steckt oder noch besser, wenn man an dieser LED irgendwie den Ladestand auf einen Blick erfassen könnte (die LED geht auch nicht aus, wenn 100% erreicht wurden), aber leider nein, leider gar nicht.
Die Verbindungsmöglichkeiten sind aufgrund der geringen Dicke des Geräts natürlich beschränkt, aber ich habe hier nichts vermisst. Auf der linken Seite findet sich neben dem Stromanschluss der Mini-Display-Port, 1x USB 3.0, die Headset-/Lautsprecher-Buchse und die LED-Akkuladestandsanzeige. Weiter vorn befindet sich links noch einer von zwei Lautsprechern.
Auf der rechten Seite beginnt man hinten mit einem Kensington-Lock, gefolgt von einem zweiten USB-3.0-Port, der mit PowerShare (muss im BIOS aktiviert werden) ausgestattet ist und begegnet schließlich einem Schlitz für SD-Karten (SD, SDHC, SDXC). Weiter vorn ist der zweite Lautsprecher. PowerShare, für Leute die das noch nicht kennen, lässt einen den Akku im Dell XPS 13 als riesigen externen Akku benutzen, ohne dass das Notebook dazu angeschaltet sein muss. Man kann also auch sein Smartphone mal daran notladen 😉
Als Käufer der Developer Edition ist es natürlich schon enttäuschend, dass es das 2015er XPS 13 inzwischen nicht mehr, oder zeitweilig (ist unklar), auch mit Ubuntu ab Werk zu kaufen gibt. Im Januar war ich noch nicht bereit, mein 4 Monate vorher gekauftes Gerät zu tauschen, zu Weihnachten wäre das vielleicht schon drin gewesen. Derzeit wird diese Version als nicht lieferbar markiert.
Update auf Windows 10
Das Update auf Windows 10 war nicht ganz unproblematisch, was aber am Testgerät lag, das sich nicht ganz an die UEFI-Spezifikation für ein GPT-Schema gehalten hat, bzw. an die von Microsoft empfohlene Konfiguration der Partitionen auf der SSD. Außerdem waren bestimmte Partitionen zu voll, oder doppelt vorhanden oder zu unterdimensioniert angelegt.. Nach etwas Speicherplatz Hin- und Herverteilen, so dass das Update auch auf die versteckten/geschützten Bereiche (Recovery) zugreifen konnte, lief das reservierte Windows-10-Update schnell durch und begrüßte mich, mit seinem blauen Laser-Bild.
Konsumenten hatten – soweit ich das aus den Dell-Foren beurteilen kann – keine solchen Probleme beim Update. Mit Windows 10 machte das Dell XPS 13 gleich noch mal mehr Spaß, wenn auch gleich der Touch-Bildschirm viel weniger benutzt wurde, was natürlich den Vorteil hat, dass man ihn nicht ständig putzen muss. Den Installationsvorgang (alles 800 x 600) auf QHD+ war auch ein Heidenspass. Natürlich muss man beachten, dass viele alte Windows-Programme nie mit einer so hohen nativen Auflösung getestet wurden und so zwar scharf, aber eben winzig dargestellt werden. Hierzu muss man mit der Skalierungsoption in Windows spielen oder notfalls die Auflösung herabsetzen (wird dann auf Fullscreen interpoliert). Das gleiche Problem gab es/gibt es ja auch mit den Retina-Bildschirmen bei Macs – ist hier nur eben noch ein Spur schärfer. Windows 10 selbst kann jedoch mit 4K umgehen.
Das Nummerspiel
Ein Vergleich liegt nahe und darf auch nicht übergangen werden – der mit dem MacBook von Apple. Dell baut hier ein Notebook das preislich zwischen MacBook Air und MacBook Pro mit 13″ liegt (60 Euro über dem MBA. 360 Euro unter dem MBP), aber beide in Sachen Bildschirm (Pixeldichte + Touch) und Gewicht übertrumpft. Wohingegen das MacBook Pro natürlich mit Force-Touch-Trackpad, neuerem Grafikchip und neuerem Core-i7-Prozessor kommt. Um es stark vereinfacht auszudrücken: Dell hat hier das “MacBook Air mit Retina-Display” gebaut, dass Apple bisher nicht baut. Natürlich sind die MacBooks rundum aus Aluminium und das XPS 13 nicht, aber die Karbonfaser ist ebenso robust und taugt, auch wenn sie Fingerabdrücke anzieht wie nichts Gutes. Karbonfaser gab es auch beim Vorgänger schon, wurde dort jedoch ausschließlich für die Unterseite verwendet, die jetzt auch aus Aluminium gefräst ist.
Das Dell XPS 13 wiegt gerade mal 1,26 kg, kommt mit einem Core i7 der 5. Generation, 8 GB RAM und einer 256 GB SSD. Das InifinityEdge Touch-Display hat 3.200 x 1.800 Pixel, die von einer Intel HD 5500 bedient werden. 1.649 Euro kostet es. Das MacBook Air 13″ kostet mit 1440 x 900 Pixeln (non-Retina), Core i7, 8 GB RAM + 256 GB SSD 1.589 Euro und wiegt > 1,35 kg. Das MacBook Pro 13″ kostet mit 2560 x 1600 Pixeln (Retina), Core i7, 8 GB RAM + 256 GB SSD 2.009 Euro und wiegt > 1,58 kg. Zusammenfassend: das Preis-Leistungsverhältnis beim Dell XPS 13 ist vergleichsweise wirklich gut. Leider hat man sich dazu entschieden, in Deutschland grundsätzlich nur ein Modell des XPS 13 anzubieten, in den USA z.B. gibt es das XPS 13 schon ab $800 mit einem FHD-Display ohne Touch, dass zwar auf der deutschen Seite von Dell (siehe Link am Ende des Beitrages) mit Erwähnung findet, aber dort eben nicht gekauft werden kann. Via Amazon kann man aber bei Drittanbietern die günstigere Variante ~1.063 Euro ordern, auch gibt es dort XPS 13 mit Core i5 die bei ca. 1.270 Euro losgehen.
Ausblick & Fazit
Neben dem 13-Zoll-Gerät gibt es bei Dell derzeit auch noch ein Altes mit 15 Zoll, dessen Nachfolger mit InfinityEdge-Display auf der Computex im Juni angekündigt wurde, und gerüchtehalber soll ein neues XPS mit 12 Zoll in den Startlöchern stehen, dass aber ein 2-in-1 wird. Nach vielem Ausprobieren sind, für mich ganz persönlich, 13″ jedoch der “Sweetspot” – die Bildschirmgröße, mit der ich am komfortabelsten arbeiten kann – egal ob Touch oder nicht, ob Mac OS oder Windows 10. Ich bin aber auch alt und brauche ein Notebook. Der Bildschirm benötigt natürlich ordentlich Strom – wesentlich mehr als die der FullHD-Modelle, die auf 15 Stunden Laufzeit kommen – und ich kam auf einer mittleren bis dreiviertel Helligkeitsstufe auf ca. 10 Stunden mit einer Ladung. Dell bringt natürlich sein leichtes Netzteil mit, bietet aber mit dem Power Companion (externe Batterie) zusätzliche 12.000 mAh oder 18.000 mAh, wenn eben keine Steckdose in der Nähe ist. Diese Akkupacks laden dabei nicht nur zwingend Dell-Notebooks, sondern auch bis zu zwei andere Geräte per USB.
Auch nach allen, mehr oder weniger neuen, Notebooks, die zur IFA 2015 mit Windows 10 vorgestellt und sehr oft mit Gaming-Schwerpunkt gezeigt wurden, ist für mich das 2015er Dell XPS 13 immer noch das Windows-Notebook mit dem man arbeiten will, wenn man arbeiten und mobil sein will. In direkter Konkurrenz steht hier eigentlich nur das Surface Pro 3, dessen Eigenarten (Kickstand statt Scharnier) man aber auch mögen muss und für das Microsoft, für die gleiche Ausstattung, 1.800 Euro ohne Type Cover verlangt. Wer also tatsächlich gerade auf der Suche nach einem leichten und leistungsfähigen Ultrabook mit Windows 10 ist, sollte sich mal das XPS 13 mit InfinityDisplay ansehen. Es wäre nur schön, wenn Dell auch das Silizium im Inneren zwischendurch mal auffrischen würde, ohne gleich das Gerät komplett umzukrempeln.
weiterführender Link: Dell XPS 13
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