Im August war ich eine Woche lang vollelektrisch mit dem BMW i3 unterwegs. Eine interessante Erfahrung, die mich viel über E-Mobility in Deutschland gelehrt hat. Zum Laden meines Elektroautos habe ich in diesem Zeitraum die EnBW Elektronauten-Ladekarte genutzt – aber für wen lohnt sich das und wie viel kostet es die Ladesäulen der EnBW zu nutzen?
Wenn man einen Benziner oder Diesel fährt, macht man sich in der Regel keine Sorgen darüber, dass man eventuell nicht mehr nach Hause kommt. Man denkt nicht einmal darüber nach, denn Tankstellen gibt es ja an jeder Ecke und das Auto vollzutanken, dauert keine fünf Minuten. Wenn man dagegen vollelektrisch – also ohne Range Extender – unterwegs ist, kommt man gar nicht darum herum, sich mit dem Thema Reichweite zu beschäftigen.
Das Problem ist dabei gar nicht so sehr die Dauer des Ladevorgangs, denn bei Autos wie dem BMW i3 ist dank des optionalen Combined Charging Systems eine Schnellladung möglich (in 30 Minuten von 0% auf 80%). Dass nicht jede Ladesäule dieses Laden mit 50 kW Gleichstrom unterstützt, ist zwar nicht wirklich befriedigend, bereitet mir persönlich aber keine allzu großen Sorgen – zur Not muss man halt mal warten und einen Kaffee trinken, wenn man die Route schlecht geplant hat.
Wo sind denn nur die Ladesäulen?
Nein, die Krux an der Sache ist, dass es gerade im ländlichen Raum einfach kaum Ladestationen gibt. Ich wohne beispielsweise in Ötisheim. Da ich mein Auto daheim aufladen kann, stört es mich natürlich nicht, dass die nächste öffentliche Ladesäule über zwölf Kilometer weit entfernt liegt. Es gibt aber Gebiete, in denen die Dichte an Ladesäulen noch deutlich geringer ist – und wenn ich in so eines fahren muss, habe ich mit unter ein Problem.
Was ich an diesem Beispiel (Karte via chargemap.com) aufzeigen will: mit einem Elektroauto unterwegs zu sein, setzt immer eine gute Planung voraus. Diese Planung kann natürlich aber auch so aussehen, dass man es mit einer Ladung immer bis zurück nach Hause schafft. Ich bin Pendler und fahre täglich rund 100 Kilometer zur Arbeit. Der BMW i3 bringt es auch bei zügigerem Fahrstil problemlos auf eine Reichweite von 120 Kilometern. Passt also…
Naja, zumindest in der Theorie. Es wird immer wieder Tage geben, an denen man Umwege fahren muss oder am Abend noch einen Termin hat und eben nicht mit leerem Akku nach Hause kommen kann. Aus diesem Grund bin ich auch recht froh, dass ich in Stuttgart arbeite, wo die EnBW eine solide Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellt.
Wissenswertes zur Elektronauten-Ladekarte
Um diese nutzen zu können, braucht man eine Elektronauten-Ladekarte. Diese gibt es entweder mit Vertrag oder Prepaid. Erstere richtet sich an Viellader, letztere an Besitzer von Elektroautos, die nur selten auf die Ladesäulen von EnBW angewiesen sind – beispielsweise weil sie nur einmal im Monat beruflich in Stuttgart zu tun haben.
Der Standardtarif hat eine monatliche Grundgebühr von 7,90 Euro. Wie viel ihr pro Stunde an der Ladesäule bezahlt, hängt dann davon ab, ob ihr mit dem Schukostecker (bis 3,6 kW, 60 Cent pro Stunde), dem Typ 2-Stecker (bis 5 kW, 1,20 Euro pro Stunde) oder dem Typ 2-Stecker (bis 22 kW, 3 Euro pro Stunde) ladet. Wenn ihr die Viellader-Option dazubucht, erhöht sich der monatliche Grundpreis auf 12,90 Euro, dafür bezahlt ihr aber ab der fünften Ladestunde nur noch 30 Cent.
Wie viel euch dann im Endeffekt die Kilowattstunde kostet, zeigt euch diese Beispielrechnung von EnBW.
Einige von euch sind nun sicherlich über diesen Satz gestolpert: “Beispielrechnung unter Annahme, dass das Fahrzeug direkt nach dem Ladevorgang abgesteckt wird.” Und ja, ihr versteht das richtig: ihr bezahlt nicht für die beim Ladevorgang entnommene Menge Strom, sondern für die Zeit, die euer Auto an der Ladesäule hängt.
Elektromobilität ist keine Rocket Science
Wenn ihr euer Auto also mit dem Typ 2-Stecker (bis 22 kW) schon nach einer Stunde aufgeladen habt, es aber noch weitere fünf Stunden dort stehen lasst, bezahlt ihr eben nicht 3 Euro sondern 18 Euro. In diesem Fall wäre es cleverer gewesen, den Schukostecker zu nehmen. Der Ladevorgang dauert dann zwar deutlich länger, aber ihr hättet für die sechs Stunden nur 3,60 € bezahlt.
Im Klartext heißt das, dass ihr insgesamt drei Faktoren berücksichtigen müsst, wenn ihr an einer Ladesäule möglichst günstig Strom tanken möchtet:
- Die Zeit, die euch insgesamt zur Verfügung steht (bei einem Zeitraum von mehreren Stunden macht es nie Sinn, die teuerere Schnelllade-Variante zu nehmen).
- Die Auflademöglichkeiten, die euer Auto unterstützt (nicht jedes Auto verfügt über eine Schnelllade-Option).
- Das Lademanagement eures Autos (beim BMW i3 kann man beispielsweise die Ladeleistung bei Bedarf verringern).
Das klingt jetzt zunächst alles unglaublich kompliziert. Ist es aber nicht. Ihr seid nur daran gewöhnt, in Tankfüllungen und Litern auf 100 Kilometer zu rechnen und nicht in Akkukapazität und Kilowattstunden je 100 Kilometer. 😉 Zugegeben, man muss sich zunächst in das Thema einarbeiten, aber wer derzeit über den Kauf eines Elektroautos nachdenkt, beschäftigt sich ja ohnehin mit der Materie.
Sobald man dann erst einmal elektrisch unterwegs ist, entwickelt man recht schnell ein Gefühl für die Reichweiten und Ladezeiten. Irgendwann wird alles zur Routine – und man bekommt keine Schweißperlen mehr auf der Stirn, wenn das Elektroauto nur noch 20 Kilometer Restreichweite anzeigt.
Warum bietet die EnBW nur zeitbasierte Tarife an?
Ich gebe zu, dass ich vor meiner Woche mit dem BMW i3 davon ausgegangen bin, dass ich an einer Ladesäule für den getankten Strom bezahle – und nicht für die Standzeit.
Wenn man aber kurz darüber nachdenkt, machen zeitbasierte Tarife durchaus Sinn: gerade die Ladesäulen von EnBW befinden sich oft in der Stuttgarter Innenstadt, wo Parkplätze rar und teuer sind. Würde man nur für die Lademenge bezahlen, könnte jeder sein Auto über den Typ 2-Stecker binnen kurzer Zeit volltanken, es dann aber einfach kostenlos auf dem Parkplatz stehen lassen. Womöglich den ganzen Tag. Die Ladesäule wäre so dauerhaft blockiert und könnte nicht von anderen Autofahrern genutzt werden, die den Strom vielleicht dringend brauchen.
Öffentliche Ladesäulen sind eben nicht als günstige Dauerparkplätze in guter Lage gedacht, sondern sollen die Mobilität der Elektroautos sicherstellen. Macht Sinn, oder? 😉
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[…] entpannen kann ich mich erst, als der i3 an der Ladesäule von EnBW hängt und sich der Ladebalken sichtbar nach rechts gen 100 Prozent bewegt. Circa zwei Stunden […]
[…] ändern sich – und man nimmt das Thema Mobilität mit einem Mal ganz anders war. Man tankt weder Diesel noch Benzin, sondern Strom. Das ändert alles. Während ich mit einem Verbrenner 800 Kilometer fahren und dann innerhalb von […]