Samsung lud vergangene Woche zum Rudelgucken des Unpacked 2017 nach Berlin und hatte natürlich auch Geräte im Gepäck. Ich habe meine Eindrücke zum Samsung Galaxy S8 und Galaxy S8+ jetzt sacken lassen und fasse sie euch hier zusammen.
Bixby & Co
Bixby wird in Deutschland zunächst nicht vom, u.a. vom Galaxy S7 bekannten, News-Aggregator Upday zu unterscheiden sein und lebt auf der linkesten Homescreen-Seite. Er(?) kann noch kein Deutsch, lernt aber stetig dazu. Hoffentlich funktioniert das mit dem Kauf von Viv Labs besser, als seiner Zeit mit S Voice. Er ist der neueste Versuch von Samsung, sich von Google zu emanzipieren, die ja den Google Assistent pushen. Nun muss man aber nicht auf einen Assistenten verzichten, denn Google Assistant und Cortana sind natürlich auch für das Galaxy S8 verfügbar. Sie sind so verfügbar, dass Microsoft in den USA einen Deal mit Samsung hat und selbst Galaxy-S8-Smartphones verkauft, die mit Microsofts eigenen Apps (Office, Skype etc.), samt Cortana, vorgeladen sind.
Microsoft hat derzeit kein eigenes Smartphone am Markt – lediglich HP und Acer halten ihnen mit Windows 10 auf Phones die Stange. Für die Cloud- und App-First-Strategie von Microsoft macht dieser Schritt natürlich total Sinn. Das im kommenden halben Jahr wohl erfolgreichste Android-Gerät, mit – und hier lehne ich mich aus dem Fenter – sicherer Marktdominanz, selbst anzubieten und die Käufer direkt mit der eigenen, sehr guten Software einzufangen, ist fast schon genial. Ob die nur in US-Microsoft-Läden vorbestellbare “Samsung Galaxy S8 Microsoft Edition” noch woanders oder gar in Deutschland erhältlich sein wird, ist fraglich, aber man kann sich die Apps ja auch so nachladen.
Biometrie
Samsung hatte schon vor Androids Systemunterstützung einen Fingerabdruckscanner und das Galaxy S8 zeigt nun auch, warum im Note 7 plötzlich eine weitere Entsperrmethode – mit dem Abbild der Iris – eingeführt wurde. Ja, auf der Rückseite ist der Fingerabdruckscanner an einer nicht-perfekten Stelle, neben der Kamera, angebracht. Man berührt ständig das Kameraglas und es ist für normale Hände viel zu weit weg für einen normalen Griff. Warum nur?
Damit man den Iris-Scanner oder die Gesichtserkennung verwendet. Nach ein paar Mal Üben der neuen Haltung klappt das auch entsprechend flink. Lasst euch davon nicht überfordern, das geht. Lehnt ihr Biometrie grundsätzlich ab, ich euch sowieso egal, wo der Fingerabdrucksensor sitzt. Ironischerweise würde rein taktil hier eine abstehende Kamera helfen.
Alles eine Frage des Modells
Edge hat ausgedient, es lebe Edge! Das Galaxy S8 und das Galaxy S8+ haben einfach beide das Edge-Display. Ein Modell mit glatter Front wird es nicht geben. Um den Größenunterschied darzustellen, entschied man sich für ein Plus. Soweit so unspektakulär. Der Unterschied liegt wirklich einzig in der Bildschirm- und damit der Gerätegröße. Der klare und stets kräftige Farben liefernde Bildschirm wächst zwar von 5,8 (5,6 in der Rundung) auf 6,2 (6,1 in der Rundung) Zoll, aber die Auflösung bleibt gleich.
Hier ist von Interesse, dass Samsung ab Werk nicht die native Auflösung des AMOLED-Bildschirms anspricht, sondern Full HD+ (2160×1440). Vermutlich geht man diesen Schritt, um mehr Laufzeit aus dem Akku herauszuholen. Möchte man die volle WQHD+Auflösung von 2960×1440 haben, muss man das in den Optionen anschalten. Sonst ist nur noch der Akku größer und damit natürlich auch das Gewicht höher. Auf die Laufzeit hat das vermutlich keinen großen Einfluß und ist bei beiden Geräten am Ende in etwa ähnlich.
Farbenlehre
Ich denke, es ist eine sichere Wette, dass das schwarze Modell (“Midnight Black”), zumindest in Deutschland, die anderen Beiden in verkauften Stückzahlen abhängen wird. Das bläuliche Silber (“Arctic Silver”) ist schon okay, aber irgendwie langweilig und das leicht lilane Grau (“Orchid Grey”) ist zum abgewöhnen. Sorry, das Licht war bescheiden (vgl. mit erstem Bild im Beitrag). Hier würde ich mir von Samsung etwas mehr Mut zur Farbe wünschen, wie sie die chinesischen Kollegen haben und Samsung sie selbst auch schon hatte. Ein Wort: Smaragdgrün <3
Man muss ja nicht gleich das Pantone-Institut anheuern, um emotional aufgeladene Farbkreationen anzupreisen. Aber satte Farben, statt dieser unter Glas gebannten Zurückhaltung, wären einfach cooler. Ich hätte es ja witzig gefunden, wenn sie sich ihre Rückseiten von Crayola hätten gestalten lassen. Die Farben Gold und Rosa sind derzeit nicht für Deutschland vorgesehen, sind aber auf Promomaterial zu finden.
Aber
“Aber LG hat doch im Prinzip das gleiche Gerät nur mit glatter Front vorgestellt und es hat zwei Kameralinsen!” Ja, haben sie. “Aber Xiaomi hat mit dem Mi Mix schon vor vier Monaten ein dreifach randloses Gerät vorgestellt!” Und so weiter. Es wird Ihnen allen nur nichts nutzen. LG, als größter Konkurrent im Heimatmarkt, spielt wohl auch nur dort eine größere Rolle. Im Rest der Welt hat man das LG G6 schon wieder vergessen, bevor es überhaupt auf den Markt kommt. Buzz herrscht dafür leider kaum noch, wobei sich LG bei der Vermarktung auch selbst ins Knie schießt und Features stark von Regionen abhängig macht.
Xiaomi hat nach wie vor keine irgendwie gereiften Pläne, sein Geschäft auszudehnen und ist erst einmal damit beschäftigt, nach dem asiatischen Raum, auch Indien zu erobern. Natürlich kann man sich das Gerät importieren, hat dann aber nur noch wenig davon. Die ganze Software ist ohne Google Apps und mit Services, die hier nicht funktionieren und das LTE-Modul kann mit keinem deutschen Band sprechen.
Zubehör
In Sachen Zubehör lässt sich Samsung auch nicht lumpen. Hüllen in allen erdenklichen Farben und Optionen, sowie das kabellose Schnellladedock sind überaus gern gesehen. Bis auf das “2Piece Cover”. Die Idee ist ja ganz nett – ein magnetischer Bumper aus zwei Teilen – aber diese furchtbaren Pastelltöne gehen gar nicht!
Samsung legt nach der Übernahme von Harman übrigens sehr gute In-Ear-Kopfhörer von AKG bei. Mein Favorit bei den Covern ist eindeutig das Alcantara-Cover (s.u.). Flip-Cover waren noch nie so mein Fall, obwohl die von Samsung schon echt gut sind – entweder transparent oder mit eingebauten LEDs. Für nur die Rückseite allein gibt es außerdem einfache Silikon- und eine Klarsichthüllen.
Dann ist da ja noch dieses andere Dock. Samsung DeX (von Desktop) lädt nicht nur das Galaxy S8, es kann dem Smartphone auch eine Desktopoberfläche entlocken. Schließt man an DeX noch einen Monitor und Tastatur & Maus an, hat man zwei Möglichkeiten.
Entweder man spiegelt einfach das Display des Galaxy S8 und sieht auf dem Bildschirm exakt das Selbe wie auf dem Smartphone, oder man schaltet den Desktopmodus ein und die Oberfläche passt sich dem gewachsenen Platzangebot an.
Genau so ein Feature bewirbt Microsoft sehr, seit es Windows 10 für Smartphones gibt und nennt es bei sich “Continuum“. Tatsächlich ist die Idee nicht neu, Motorolas Atrix 4G hatte bereits 2011 sowohl ein Multimedia-Dock, als auch ein Laptop-Dock. Samsung DeX sieht natürlich moderner aus.
Vielleicht hat die “One-Device-For-Everything-Strategie” inzwischen mehr Nutzerfälle, insbesondere in Entwicklungsländern, in denen das Smartphone oft das einzige Gerät ist. Ich sehe mich jetzt nicht das Smartphone als Rechnerersatz auch am Desktop zu nutzen. Aber es käme auf einen Versuch an.
Knips, knips
Ich bin wirklich wenig verwundert, dass Samsung die Kamera einfach beibehalten hat. Sie ist ganz oben mit dabei und nur Wenige spielen überhaupt in ihrer Liga. Hält man sich an die Bewerter von DxOMark, wird sie nur um einen Punkt vom Google Pixel geschlagen und ist gleich auf mit HTC 10 und Sony Xperia X Performance. Sicher fehlen hier ein paar Neuzugänge in der Bewertung, aber das Huawei P10 ist zum Beispiel einen Punkt darunter, hat sich vom P9 her aber deutlich steigern können (+7 Punkte). Ob zwei Linsen und/oder zwei Sensoren sinnvoll sind, ist immer noch nicht so ganz klar. Insbesondere dann, wenn man auch mit einem einzelnen Kameramodul ein super Foto machen kann.
Fazit
Was euch niemand in einem Video, auf einem Foto oder in einem Text mitteilen kann, ist jedoch viel wichtiger als alle anderen technischen Aspekte. Das Samsung Galaxy S8 fühlt sich einfach perfekt an. Ihm wohnt eine Leichtigkeit inne, die nicht am Gewicht festzumachen ist. Der im doppelten Sinne abgerundete Bildschirm macht irgendetwas nicht Greifbares mit dem Gerät. Das Galaxy S7 edge war kein schlechtes Gerät und wird es auch am 19. April nicht gewesen sein, aber die Abrundungen innerhalb des Bildschirms erzeugen einen visuellen Fluß, dem man nicht widerstehen kann. Ja, die Anschlüsse sind wieder nicht alle auf einer horizontalen Linie, aber die Rahmenfarbe passt zur Gehäusefarbe.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Samsung einen Gewinner in der Pipeline hat und dass sie aus ihrem Akku-Debakel tatsächlich lernen konnten und rigoros die bekannt gewordenen Fehlerquellen behoben haben und die Fertigungsprozesse kontrollieren. TouchWiz, Samsungs UI auf Android, muss man nicht mögen, aber es wirkt aufgeräumter als je zuvor und ich bin ein Fan der neuen gebrochenen Buttons. A propos Buttons, der Home-Button ist immer noch da, drückbar dank eines Drucksensors unter dem Display. Nun als normale Funktion in den Einstellungen verfügbar, kann man den App-Drawer abschalten, so dass alle Apps auf Homescreens auftauchen. In zwei Wochen beginnt die Auslieferung an Vorbesteller und ich wünsche Samsung einen reibungslosen Marktstart.
Das Samsung Galaxy S8 ist für 799 Euro vorbestellbar und das Samsung Galaxy S8+ für 899 Euro. Ausgeliefert wird ab dem 18./19./20. April.
Galaxy S8
Galaxy S8+
weiterführender Link: Samsung-Produktseite
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