Als Außenstehende frage ich mich schon lange, ob hinter dem Patentwahnsinn der vergangenen Monate und teilweise schon Jahre überhaupt noch der Grundgedanke des Ideenschutzes gilt. Viele Firmen beweisen in letzter Zeit, dass sie lieber mit Patentklagen auf sich aufmerksam machen, als mit innovativen Ideen.
Googles Patentanwalt Tim Porter sieht das ähnlich und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er behauptet, dass Patentklagen aktiv dazu genutzt werden, um erfolgreichere Konkurrenten aus zu bremsen. Microsoft setze Patente aggressiv gegen andere Mitbewerber ein, um ihren ausbleibenden Erfolg zu relativieren.
Patentklagen gegen Google/Android verunsichern die Hersteller, die selbst auf Android als Betriebssystem setzen wollen. Auf Dauer könnte Android immer unattraktiver werden. So die Theorie.
Microsoft habe in der Vergangenheit ähnlich gehandelt, wenn ihre Produkte nicht mehr erfolgreich waren. Gegen Linux sei man damals auch massiv vorgegangen und das gleiche passiere nun auch mit Android. Als Waffe in diesem Kampf wird das umfangreiche Patentportfolio von Microsoft eingesetzt.
Microsoft selbst sieht sich natürlich nicht in der “bösen” Rolle, sondern schließt fleißig Verträge mit Herstellern, die Android nutzen (und kassiert). Google stehe hinter den Herstellern der Android-Devices, so Porter. Google werde alles tun um das Android Ökosysteme zu schützen. Der Kauf von Motorola und die Übernahme der Patente, die diese Firma innehielt war der erste Schritt. Der Verkauf von Patenten an HTC als Hilfe in der Auseinandersetzung mit Apple, gehörte genauso zu diesen Schutzmaßnahmen.
Es gehe um Ideenschutz und Innovationen beteuern alle Parteien immer wieder und mögen damit in der Kernaussage vielleicht einmal recht gehabt haben. Heute führen diese Auseinandersetzungen aber zu einem wahren Kleinkrieg der führenden Unternehmen der Mobilbranche, indem es keinen Gewinner, sondern nur Verlierer gibt. Der größte Verlierer bleibt der Kunde, dem nicht nur Produkte vorenthalten werden, sondern der sich auch in ständiger Auseinandersetzung mit anderen befindet. Immer öfter beobachte ich, dass die (strategischen) Auseinandersetzungen der Firmen von den Kunden selbst weiter ausgetragen werden, selbst wenn die Firmen sich bereits geeinigt haben. Technik ist nichts mehr, worüber man sich neutral austauschen könnte, sondern nur noch etwas worüber man streitet.
Mein Appell kann daher nur lauten: Liebe Firmen, einigt euch, macht tolle Produkte und investiert eure Zeit und euer Geld lieber in Smartphones und Tablets als in Gerichtsprozesse. Da haben wir alle mehr von.
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Hilfe mein Weltbild bricht zusammen.
Ist denn nicht Apple das abgrundtiefböse Unternehmen und Microsoft der Heilsbringer der Welt?