Gestern stellte HTC sein HTC 10 – das Topgerät aus Taiwan für 2016 – vor und ich hatte Gelegenheit, das gute Stück in seinen drei in Deutschland erhältlichen Farbvarianten in die Hand zu nehmen.
Schon während der lokalen deutschen Präsentation, die parallel zu den größeren Events in London etc. stattfand, durfte man das eine oder andere Mal die Braue lupfen, denn HTC hat ein paar Details im HTC 10 umgesetzt, die das Gerät direkt an die Spitze der diesjährigen Smartphonearmada katapultieren könnten. Zu wünschen wäre es HTC.
Dies hier ist natürlich nur ein erster Eindruck und absolut kein Testbericht. Andererseits ist gerade der erste Eindruck manchmal entscheidend und in einer Zeit, in der es immer mehr zu einer eher emotionalen Entscheidung für oder gegen ein Smartphone wird, hat für mich HTC zunächst einmal sehr gute Arbeit geleistet. In den letzten zwei Jahren ließ HTC v.a. die Techpresse ja eher mit Unverständnis zurück.
Das HTC One A9 war so ein Fall und obwohl ganz offensichtlich das iPhone 6 sich im Design sehr stark an das von HTCs Smartphones annäherte, war es eben HTC die ihr One A9 nach dem iPhone 6s präsentierten und viel Häme für die identische Rückseite kassierten. War das ungerecht? Absolut. Hätten sie auf einen Marktstart des One A9 verzichten sollen? Vielleicht. Außerhalb der Techwelt, nämlich in der Lifestyle-Presse, kam das One A9 nach eigenen Angaben nämlich hervorragend an.
Schaut man auf die Front des HTC 10, könnte man es mit einem HTC One A9 verwechseln, wäre da nicht der Verzicht auf das Logo unter dem Bildschirm und dafür dort mehr Bildschirm (nämlich 5,2 Zoll in QHD-Auflösung). Links und rechts neben den Fingerabdruck-Homebutton kehren auch die kapazitativen Androidtasten für “Zurück” und den Appswitcher zurück. Auch hier nutzt man den vorhandenen Platz, ohne dem Bildschirm ein paar Pixel mit den On-Screen-Tasten zu rauben.
In der Soundecke gibt es gleich mehrere interessante Neuerungen. Zum einen steckt im HTC 10 ein 24-bit-DAC, wodurch das Smartphone Hi-Res Audio zertifiziert ist und eben Audiodateien mit hoher Qualität abspielen kann. Das sind nicht die 36 bit, die der Bang & Olufsen DAC im im LG Hi-Fi Plus für das LG G5 erreicht, aber er ist immerhin integriert. Damit man von den 24 bit auch etwas hat, legt HTC eigene In-Ear-Kopfhörer bei, die Hi-Res Audio wiedergeben können. A propos Wiedergabe: Das HTC 10 kann Audio auf bestehende AirPlay-Infrastruktur (Lautsprecher mit AirPlay, Apple TV) wiedergeben.
Weiterhin hat HTC am Lautsprechersystem gebastelt, dass zwar eher klassische Positionen am Gerät vereinnahmt, diese aber sinnvoll kombiniert. So ist der nach unten gerichtete Lautsprecher ein Tieftöner und der “Hörer” ein Hochtöner, jeweils mit eigenem Verstärker, die zusammen die Hi-Fi-Edition von HTCs BoomSound ausmachen und für guten Klang sorgen. Das Beste jedoch sind die persönlichen Audioprofile für den Kopfhörerbetrieb. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, den Klang des HTC 10 auf sich selbst einzustellen. Entweder gibt man einfach sein Alter an und nimmt, was einem das Gerät als altersgerecht vorgibt, oder man durchläuft einen Hörtest, ganz ähnlich dem beim HNO-Arzt, der feststellt ab welcher Lautstärke oder ob überhaupt man welchen Frequenzen überhaupt hört. Das Ergebnis ist ein besser auf das Gehör des Besitzers abgestimmter Equalizer. Wie die Kombination aus DAC, Hi-Res Audio, Soundprofil und Hi-Res-Kopfhörern am Ende tatsächlich klingt, können wir hier noch nicht beantworten. Es wird schon nicht schäbig sein.
Der Fingerabdrucksensor ist schnell, gefühlt nicht schneller oder langsamer als bei der Konkurrenz, aber ich bin mir sicher, irgendwer wird vergleichende Millisekundenmessungen an Testgeräten vornehmen und einen Entsperrgeschwindigkeitsgewinner küren. Die Einrichtung gleicht der bei allen anderen Herstellern und man kann diverse Finger im Profil hinterlegen. Natürlich sind bei der Positionierung des Sensors vorn (anstatt hinten), beide Daumen die wohl offensichtliche Wahl.
Mit seinem Design gehört das HTC 10 definitiv in HTCs Portfolio. Man hat sich dazu entschlossen die Abrundung des Rückens einfach abzusäbeln und so verläuft eine hochglänzende Schräge um das Gehäuse und rahmt das matte Finish quasi ein. Brushed Metal ist jedenfalls vorbei, genauso wie das “Dual-Tone Dual-Finish”, mit dem man noch beim HTC One M9 letztes Jahr um die schwindende Käuferschicht rang. Es fühlt sich gut an in der Hand. Sehr gut sogar.
Ab Anfang Mai könnt ihr es in den Märkten und bei den Netzbetreibern in den Shops ja mal selbst in die Hand nehmen. Das Beste hat man euch jedoch verschwiegen. Das “Carbon Grey” ist richtig, richtig, richtig dunkel, so dass ich hier eher von einem echten Schwarz sprechen würde und das gefiel mir außerordentlich gut. Bei Media Markt, Saturn, Amazon, 1&1, Otto und Co wird das HTC 10 in allen drei Farben Carbon Grey, Glacier Silver und Topaz Gold angeboten werden, bei den Netzbetreibern ist das nur bei O2 der Fall. Telekom und Vodafone verkaufen dann nur das Carbon Grey HTC 10.
Die Kamera hat im Vorfeld schon viel Lob erhalten und liegt – je nachdem wie sehr man DxOMark vertraut, die das HTC 10 vorab testen konnten – derzeit gleichauf mit Samsungs Galaxy S7 Edge, mit dem es jetzt die Doppelspitze bei mobilen Kameras (also solchen in Smartphones) mit einer Punktzahl von 88 anführt. Damit konnte sich HTC aus dem Tal der Tränen – mit gerade einmal 69 Punkten beim HTC One M9 und immerhin 78 Punkten beim HTC One A9 – herausmanövrieren und verspricht gute und schnelle Aufnahmen, insbesondere in Low-Light-Situationen. Was noch ausführlich zu beweisen wäre.
Dem Michael von mobiFlip.de sei zu danken, denn er konnte ein paar echte Testbilder mit dem HTC 10 gestern auf dem Event in Berlin schießen und diese auch dem Gerät entlocken. Ihr findet sie hier auf seinem flickr. Leider war das Wetter jetzt nicht allzu berauschend, aber für einen ersten Eindruck sind sie vielleicht hilfreich. Die Blende ist mit f/1.8 jedenfalls sehr lichtstark und in Kombination mit dem neuen UltraPixel-2-Sensor (ja, HTC hat die Marke tatsächlich wieder flott gemacht) und seinen recht großen 12 Megapixeln (1,55 µm) sollte einfach mehr Licht – verarbeitet werden können, auch wenn nur wenig in das Objektiv fällt. Der Bildstabilisator funktioniert gut – was sich insbesondere bei Videoaufnahmen bemerkbar macht und hier ist eine weitere Besonderheit: Den gibt es jetzt auch in der Selfie-Kamera (Frontkamera). Snaps in Snapchat werden eine Renaissance erleben.
Desweiteren hat HTC an seiner Sense-Oberfläche geschraubt, die sich nun kaum noch von Stock-Android unterscheiden lässt. Ja, den BlinkFeed gibt es immer noch optional auf dem linkesten Homescreen, aber die ganzen doppelten Apps wurden rausgeworfen. Es gibt als Standardapps jetzt Google Fotos statt der Galerie, den Google Kalender statt dem HTC Kalender und Chrome statt HTCs Internetbrowser. Wem das nicht weit genug geht, kann sich natürlich sowohl die eigenständigen HTC-Apps als auch Google-Apps von Google Play laden, aber hier ging es darum die doppelte Funktionalität zu reduzieren. Die Kamera-App selbst kommt weiterhin von HTC, da die von Google doch sehr reduziert ist und nicht alle Möglichkeiten des Systems bieten kann, da sie ja auf allen Geräten gleich laufen soll. Eigene Apps halten sich auch recht strikt an Googles Guidelines für Material Design. Der Dialer (also das Telefon, Überraschung: Man kann damit auch telefonieren) und die SMS-App z.B. kommen von HTC, sehen aber 1A aus.
Was gestern leider etwas untergegangen ist, ist das Freestyle-Layout für Homescreens, denn auf den Präsentationsgeräten begrüßte uns ein herkömmliches Raster. Das Freestyle-Layout entledigt sich nämlich des Rasters, auf dem man traditionell Apps und Widgets in Kasten-Mal-Kasten-Größen in gleichen Abständen zueinander drappiert. Hier kann man nun Sticker, Apps und Widgets nach Lust und Laune verschieben, überlappen und gruppieren. HTCs Sticker aus den HTC Themes können auch mit Apps verknüpft werden, so dass man auf herkömmliche Appicons auch ganz verzichten kann. Klick auf den Ballon, der zum Hintergrundbild passt und öffne Messages.
Der Akku hat 3.000 mAh und soll bis zu 2 Tage halten, das kann mit dem Doze-Modus in Marshmallow und HTCs Überbau Boost+ durchaus sein, aber muss man in einem echten Praxistest sehen. Toll ist, dass man auch auf USB-Typ-C (mit USB-3.1-Speed) setzt und Qualcomms QuickCharge 3.0 mitbringt. Außerdem wurde der Anschluss ENDLICH in die Mitte verschoben (vgl. One M8 und One M9 unten).
Das HTC 10 wird 699 Euro ohne Vertrag kosten und kann z.B. bei HTC direkt vorbestellt werden. Es kommt hierzulande mit 4 GB RAM und 32 GB internem Speicher, der mit einer microSD (max. 2 TB) beliebig aufgewertet werden kann. Da Flex Storage oder Adoptable Storage (Feature von Android 6.0 Marshmallow) voll unterstützt wird, kann die microSD als abgesicherter interner Speicher gemounted werden. Die Karte funktioniert dann aber auch nur in dem Gerät.
weiterführender Link: HTC
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Das wäre schon fast mein nächstes HiFi Smartphone. Aber eines stört mich: Es ist nicht wasserdicht 🙁