Mitte November kommt das neue Huawei Mate 10 Pro mit KI-Prozessor, Leica Dual-Kamera und einer Vielzahl weiterer High-End-Features in den deutschen Handel. Ich konnte das 799 Euro teure Smartphone bereits vorab zwei Wochen lang im Alltag testen. Zeit für ein erstes Fazit.
Spätestens seit dem Huawei Mate 9 ist klar, dass sich die Chinesen weder vor der Konkurrenz aus Südkorea noch der aus Cupertino verstecken müssen. Im Gegenteil. Das Mate 9 war ein grundsolides Smartphone mit State-of-the-Art-Features, das noch heute Android-Fans auf der ganzen Welt begeistert. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an dessen Nachfolger, das Huawei Mate 10 Pro.
Vor zwei Wochen war es dann endlich soweit: Huawei präsentierte in München das Huawei Mate 10 Pro. Seit diesem Tag war das neue Flaggschiff von Huawei mein Daily Driver und hat mich auf Schritt und Tritt begleitet. Bleibt die Frage: Wie schlägt sich das Mate 10 Pro im Alltag?
Huawei Mate 10 Pro: Edle Optik, erstklassige Haptik
Eines gleich vorweg: Ich verzichte an dieser Stelle darauf, bei den Features allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Benchmarks, Taktraten und Screen-to-Body-Ratios sind schön und gut, sagen aber letztendlich recht wenig über den Alltags-Nutzen eines Smartphones aus.
Und damit kommen wir auch gleich zum ersten großen Thema: Design und Haptik. Im Gegensatz zum Mate 9 (Metallgehäuse) hat sich Huawei beim Mate 10 Pro für eine Rückseite aus Glas entschieden. Mir persönlich gefällt die daraus resultierende Optik sehr gut, vor allem in Kombination mit dem dezenten Streifen auf Höhe der Kamera. Durch die Glasrückseite fühlt sich das Smartphone zudem hochwertig an und liegt angenehm in der Hand. Leider hat der edle Look einen hohen Preis, denn man sieht auf der glatten, spiegelnden Oberfläche sofort jeden Fingerabdruck.
Mich persönlich hat das recht wenig gestört, da ich ohnehin jedes Smartphone in eine Hülle packe. Wer jedoch plant, das Mate 10 Pro ohne eine Schutzfolie oder ein Case zu nutzen, sollte im Idealfall stets ein Microfasertuch in der Hosentasche haben – oder einfach die Augen zumachen 😉
Weiter geht’s mit der Haptik. Huawei ist es gelungen, beim Mate 10 Pro ein 6-Zoll-Display in ein äußerst kompaktes Gehäuse zu integrieren. Es gibt kaum Ränder rund um das Display, weshalb sich das Smartphone trotz der 6 Zoll komfortabel mit einem Finger bedienen lässt. Ein- und Ausschalter sowie die Leiser-/Lauter-Taste sind intuitiv an der Seite platziert. Der Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Rückseite.
In der Praxis bedeutet das, dass man das Mate 10 Pro zum Entsperren via Fingerabdruck stets in die Hand nehmen muss. Das kann man als Nachteil sehen, mir persönlich ist allerdings der schmale Rand an der Unterseite des Geräts, der nur durch die Platzierung des Sensors auf der Rückseite möglich wird, wichtiger.
Display-Auflösung und Leica Dual-Kamera
Das Huawei Mate 10 Pro hat ein 6-Zoll-Display im 18:9-Format (HDR 10-fähig, 2.160 x 1.080 Pixel), während es das in Deutschland nicht erhältliche Mate 10 auf 2560 ×1440 Pixel bringt. Das hat während und kurz nach der Präsentation für Verwirrung gesorgt. Manch einer fühlte sich berufen, die “geringe Auflösung” beim Mate 10 Pro zu kritisieren. Ich sag’s mal so: Ich kenne wenige Menschen, die ihre WhatsApp-Nachrichten mit dem Mikroskop vom Display ablesen. In der Praxis jedenfalls ist mir die “geringere” Auflösung nie negativ aufgefallen.
Kommen wir zum für mich persönlich wichtigsten Thema: der Kamera, genauer gesagt der Leica Dual-Kamera. Das Mate 10 Pro ist mit einem 12 Megapixel RGB- und einem 20 Megapixel-Monochrom-Sensor ausgestattet. Die f/1.6-Blende sorgt derweil dafür, dass auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Aufnahmen gelingen.
Die große Stärke vom Mate 10 Pro (sowie den meisten anderen Huawei Smartphones) ist dabei in erster Linie die bis ins letzte Detail optimierte Kamera-Software. Viele Android-Smartphones sind mit einer derart schlechten Software ausgestattet, dass man nur mit viel Mühe halbwegs vernünftige Aufnahmen machen kann. Die Automatik taugt meist gar nichts und selbst im manuellen Modus kommt man schnell an die Grenzen des Möglichen.
Beim Huawei Mate 10 Pro ist das anders. Die Kamera-App liefert – nicht zuletzt dank der intelligenten Modusauswahl – auf Knopfdruck erstklassige Aufnahmen. Menschen, Tiere, Landschaften und andere Motive erkennt die KI automatisch und passt die Kameraeinstellungen dementsprechend an. Auch der Autofokus leistet hervorragende Arbeit. Die Fotos sind detailreich und gestochen scharf. Wer noch eine Schippe drauflegen möchte, wechselt in den Pro-Modus. In diesem könnt ihr mit dem notwendigen Wissen und der entsprechenden Geduld das Maximum aus jeder Aufnahme herausholen.
Während das Mate 10 Pro gerade im Bereich der Low-Light-Fotografie deutliche Fortschritte gemacht hat, herrscht bei der Videoqualität leider Stillstand. Man merkt deutlich, dass Huawei den Fokus auf das Thema Fotografie legt und die Video-Features eher stiefmütterlich behandelt. Das heißt nicht, dass die Videos schlecht sind, aber gerade bei der Stabilisierung und im 4K-Bereich bleibt das Mate 10 Pro hinter dem technisch möglichen zurück. Beim Mate 11 muss Huawei in diesem Punkt ordentlich nachlegen.
Akkulaufzeit und SuperCharge
Positiv überrascht hat mich hingegen die Akkulaufzeit des Huawei Mate 10 Pro. Der 4000-mAh-Akku allein ist zwar noch kein Garant für eine ordentliche Laufzeit, aber auch hier hat Huawei über die Software so einiges rausgeholt. Wenn ich nicht gerade auf einer Foto-Tour bin, bei der das Smartphone im Dauereinsatz ist, hält das Mate 10 Pro bei mir problemlos zwei Tage lang durch. In diesem Punkt macht dem Mate 10 Pro aktuell kein anderes Smartphones etwas vor.
Und falls es ausnahmsweise doch mal eng wurde, blieb mir immer noch die SuperCharge-Funktion. Das im Lieferumfang enthaltene Ladegerät lädt den Akku in 30 Minuten auf knapp 60 Prozent. Den Alltagsnutzen dieses Feature sollte man nicht unterschätzen. Schon eine kurze Kaffeepause reicht, um das Mate 10 Pro wieder fit für den Rest vom Tag zu machen.
Und sonst so?
Das Huawei Mate 10 Pro hat keinen austauschbaren Akku und der interne Speicher (128 GB) lässt sich nicht mit einer MicroSD-Karte erweitern. Für mich ist das absolut zeitgemäß. Ich nutze seit über zehn Jahren Smartphones und habe noch nicht ein einziges Mal eine Speicherkarte gebraucht oder den Akku gewechselt. Wer meint, dass er diese antiquierten Features trotz 4000-mAh-Akku und 128 GB internem Speicher braucht, muss einen Bogen um das Mate 10 Pro machen.
Auch einen Klinken-Anschluss sucht man beim Mate 10 Pro vergebens. Apple hat es vorgemacht – und wenig überraschend ziehen nun immer mehr Hersteller nach. Darüber kann man diskutieren, oder man stellt sich einfach jetzt schon darauf ein, dass künftige Premium-Smartphones keinen Klinken-Anschluss mehr haben werden. Pro-Tipp: Bose QC35 kaufen.
Was ich in der Tat etwas vermisse, ist Wireless Charging. Für mich persönlich ist das Nichtvorhandensein dieses Features zwar kein Ausschlusskriterium, aber es wäre bei einem Smartphone für 799 Euro dennoch Nice-to-have. Spätestens beim Mate 11 sollte Huawei sich diesem Thema annehmen.
Huawei Mate 10 Pro: Erstes Fazit
Alles in allem ist das Huawei Mate 10 Pro ein durch und durch gelungenes High-End-Smartphone. Besonders hervorzuheben ist der leistungsstarke Akku sowie die Leica-Dual-Kamera. Letztere überzeugt vor allem im Bereich Fotografie, bleibt im Videobereich aber leider etwas hinter den Erwartungen zurück. Design und Haptik des Mate 10 Pro sind erstklassig, allerdings sollte man aufgrund der Glasrückseite langfristig wohl über einen Schutz (Case oder Folie) nachdenken. Der interne Speicher ist mit 128 GB von Haus aus ordentlich bemessen, weshalb auch die fehlende Möglichkeit der Speichererweiterung nicht stört.
Soweit mein erster Eindruck. In ein paar Wochen liefert euch Micha dann den Langzeittest nach! 😉
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