Huawei P50 Pocket – Foldable im Alltagstest

Das Huawei P50 Pocket ist eines der ersten Huawei Foldables, die in Deutschland verkauft werden. Ich konnte es für knapp drei Wochen im Alltag testen und habe mir speziell angesehen, was die Falttechnik in meinem Alltag ändert und wie sich das Konzept schlägt.

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Erster Eindruck

Huawei hat mir das P50 Pocket in der Premium Edition nur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass es sich hier um die Variante handelt, die von der Modedesignerin Iris Van Herpen mitgestaltet wurde. Neben dem außergewöhnlichen Design gibt es eine aufwändigere Verpackung. Auch ist die größere Speichervariante nur bei der Premium Edition zu finden. Mehr dazu aber später. Beim Auspacken wird das Gefühl vermittelt, kein normales Smartphone auszupacken. Ein doppelter Umkarton und eine Notiz der Designerin lassen die Verpackung exklusiv wirken. Der weitere Lieferumfang ist dagegen eher Huawei typisch. Neben dem Gerät ist ein Schnelllade-Netzteil (leider mit USB-A), ein Ladekabel und ein Sim-Tool im Lieferumfang enthalten. In der Verkaufsversion soll zudem eine Schutzhülle mitgeliefert werden. Bei meinem Testgerät wurde sie nicht mitgeliefert. Das Smartphone wird entfaltet geliefert, und auch wenn ich schon viele Foldables verschiedenster Hersteller, auf Messen und in Elektronikgeschäften in der Hand hatte, ist das Zusammenfalten immer wieder interessant. Die Einrichtung funktionierte bei mir ohne Probleme. Einzig die Masse an vorinstallierten Apps stört mich immer wieder bei Huawei. Eigentlich gibt es während des Einrichtungsprozesses eine Liste mit Apps, die vorinstalliert werden, wenn man sie nicht abwählt. Wählt man allerdings alles ab, werden trotzdem Apps installiert, die zuvor nicht auf der Liste standen.

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Aufwändige Verpackung des P50 Pocket in der Premium Edition

Design und Verarbeitung

Das Design eines Foldables ist von Natur aus erstmal futuristisch und außergewöhnlich. Der Falt-Mechanismus in der Mitte des Geräts stellt die Spiegelachse des Geräts dar. Das Runde Display und der runde Kamera-Bump sind exakt gleich groß und wirken gerade im Dunkeln sehr stimmig. Schön ist, das das Frontdisplay unter dem Glas der Rückseite liegt und so keinen störenden Übergang besitzt. Das sonstige Design wirkt sehr hochwertig. Das Gold der Premium Edition ist gewöhnungsbedürftig fasziniert allerdings immer wieder durch seine Textur auf der Oberfläche.

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Das P50 Pocket besitzt einen Fingerabdrucksensor in der Powertaste. Diese und die Lautstärkewippe befinden sich an der rechten Seite des Geräts. Alle Tasten sind für mich ohne umzugreifen gut erreichbar. Ansonsten ist das Gerät im aufgeklappten Zustand 170 x 75,5 x 7,2mm groß. In der Breite entspricht das exakt dem, von mir im Alltag genutzten iPhone 11 Pro Max. Der große Unterschied ist jedoch, dass das Pocket noch ganze 12mm höher ist als das iPhone. Das war für mich etwas gewöhnungsbedürftig, da das Bildformat außergewöhnlich langgezogen ist. Das fällt vor allem bei 16:9 Videos auf.

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Bei Kinofilmen ist das 21:9 Seitenverhältnis dagegen ideal. Im gefalteten Zustand schrumpft das Gerät auf 87,3 x 75,5 x 15,2 mm. Ein weiterer Punkt der mir noch aufgefallen ist: das p50 Pocket ist extrem rutschgefährdet. Auf scheinbar ebenen Oberflächen bewegt sich das Smartphone plötzlich in Richtung einer Kante. Auf Dauer wäre eine Hülle, die etwas mehr Halt bietet wahrscheinlich sinnvoll.

Display

Das Wichtigste an einem Foldable ist wohl das Display. Im Falle des P50 Pocket ist es ein 6,9 Zoll OLED Panel mit 120Hz und einer Auflösung von 1188 x 2790 Pixeln bei einem Seitenverhältnis von 21:9. Die Pixeldichte ist mit 442ppi extrem hoch. Das Display wird durch einen mittig platzierte Punch-Hole-Notch unterbrochen, der die Frontkamera beherbergt. Auf der Außenseite befindet sich das runde, 1,04 Zoll große Coverdisplay, das mit einer Auflösung von 340 x 340 Pixeln auf einen Pixeldichte von 328ppi kommt. Das Display wird erstaunlich hell und ist dadurch auch im Sonnenlicht noch gut ablesbar. Die Blickwinkelstabilität ist in meinen Augen von der Falttechnik beeinflusst, da diese sichtbar schlechter ist, als bei herkömmlichen Glas-Displays.

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Die Faltlinie fällt aus Nutzersicht nicht auf, wird allerdings ab einem gewissen Winkel dennoch sichtbar. Es scheint so, als wäre das Display oder dessen Beschichtung polarisierend. Die Frage, ob man die Faltkante im Alltag sieht bzw. fühlt, habe ich mir schon seit dem Verkaufsstart des ersten Galaxy Fold gestellt. Es war außerdem die Frage, die ich dazu häufig von Freuden gestellt bekommen habe. Nach knapp drei Wochen kann ich sagen, dass mich die Faltkante im Alltag nicht gestört hat. Es ist ein wenig so wie bei den Punch-Hole Kameras oder der Notch vom iPhone. Beim Ausprobieren im Laden fällt es noch auf, aber schon nach der Einrichtung bemerkt man sie nicht mehr. Das runde Außendisplay hat sich in meinem Test als praktisch jedoch zu wenig individualisierbar gezeigt. Es zeigt eingehende Anrufe und Benachrichtigungen an. Jedoch bietet nur Zugriff auf wenige Systemapps und kann bis auf ein paar Presets nicht weiter angepasste werden.

Leistung und Software

Huawei verbaut im P50 Pocket einen Snapdragon 888 mit 8 oder 12 GB RAM. Wobei es die 8 GB Variante nur mit 256GB Speicher in der weiß/silbernen Farbe gibt, die 12GB Variante nur mit 512 und in der goldenen Premium Edition. Kurzgesagt verhält sich das P50 Pocket wie ein modernes High-End Smartphone. Apps bleiben lange geöffnet, Animationen laufen flüssig und allgemein kommen längere Ladezeiten so gut wie nie vor. Eine Besonderheit gibt es jedoch. Durch die geteilte Bauform wird bei rechenintensiven Anwendungen der obere Teil des Phones mit der Kamera signifikant heißer als der untere. Das liegt wahrscheinlich an der Konstruktion, die sich zwangsläufig an dem Scharnier orientieren muss. Die installierte EMUI Version 12.0.1 bietet neben vielen Individualisierungsmöglichkeiten auch ein eingängig und intuitives Benutzererlebnis. Die Gestensteuerung ist an vielen Stellen sehr an die von Apples iOS angelehnt, macht allerdings an einigen Stellen Dinge bedeutend besser. Ein Beispiel dafür wäre ein kleiner Pfeil, bei der Zurück-Geste, für die vom Bildschirmrand in die Mitte gewischt wird. Nützliche Systemfunktionen wie ein Dark-Mode und ein genialer Screenshot-Editor machen die Oberfläche praktisch und lassen wenige Wünsche offen.

Konnektivität

Das Pocket unterstützt zwei physische Sim-Karten. Aufgrund des anhaltenden Wirtschaftsembargos liefert Huawei das Gerät ohne 5G aus. Trotzdem sind alle für Deutschland relevanten Bänder für 4G verfügbar. Huawei typisch war in meinem Fall der Empfang an allen Orten gut und stabil. Auch die WLAN bzw. GPS-Konnektivität war unauffällig.

Netzstandards:

LTE FDD: B1 / B2 / B3 / B4 / B5 / B7 / B8 / B12 / B17 / B18 / B19 / B20 / B26 / B28 / B32

LTE TDD: B34 / B38 / B39 / B40 / B41

UMTS (WCDMA) / HSPA+ / DC-HSDPA: B1 / B2 / B4 / B5 / B6 / B8 / B19

GSM: B2 / B3 / B5 / B8

Sound

Das Foldable besitzt einen Lautsprecher an der Unterseite. Zusammen mit dem Hörerlautsprecher ergibt das ein Stereosetup und zusammen klingen sie angemessen für ein Smartphone in dieser Preisklasse. Die Gesprächsqualität bei Anrufen ist über den Ohrhörer und den Lautsprecher sehr gut. Die Geräuschunterdrückung ist meinen Gesprächspartnern positiv aufgefallen.

Kamera

Die Dreifach-Kamera des P50 Pocket besteht aus folgenden Linsen:

40 MP True-Chroma-Kamera (f/1,8 Blende)

13-MP-Ultraweitwinkel-Kamera (f/2,2 Blende)

32 MP Ultra-Spektrum-Kamera (f/1,8 Blende)

Die Kamera App ist übersichtlich und bietet viele voreingestellte Modi. Es ist ein Raster und künstlicher Horizont einblendbar, was mich besonders gefreut hat. Huawei wirbt mit AI Funktionen, die Motive erkennen sollen und automatisch Filter und Einstellungen anpassen. Leider können in der Kamera App keine QR-Codes oder Text gescannt werden. Die Hauptkamera macht auch bei schwachem Licht schöne Bilder, mit teilweise etwas übersättigten Farben. Im direkten Vergleich ist der Weißabgleich zwischen der Haupt- und der Weitwinkelkamera nicht immer identisch. Der 2x Digitalzoom verschlechtert die Qualität sichtbar.

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Manche Motive wirken überschätzt und wieder andere werden durch die AI seltsam verändert. Sehr viel Spaß hatte ich mit dem Pro Modus, der obendrein auch noch RAW Fotos speichern kann. Mit ihm konnte ich selbst unter schwierigen Bedienungen ein paar schöne Aufnahmen machen, die auch nach der späteren Bearbeitung nicht direkt nach Smartphonekamera aussahen. Auch die Ultra-Spektrum-Kamera ist ein cooles Feature, mit dem interessante Aufnahmen möglich werden. Hierbei ist allerdings wichtig, dass es wirklich dunkel ist und nur das UV-Licht der Kamera das Objekt beleuchtet.

Fingerabdrucksensor

Der Fingerabdrucksensor an der rechten Seite des Geräts ist für meine relativ großen Hände gut positioniert. Leider ist er ein wenig unzuverlässig, aber wenn er funktioniert ist er sehr schnell. Als Alternative bietet Huawei eine bildbasierte Gesichtserkennung an. Diese ist bei gutem Licht erstaunlich gut. Schon im zugeklappten Zustand versucht das Smartphone seinen Besitzer über die äußeren Kameras zu identifizieren. Wenn das nicht klappt, entsperrt sich das Gerät spätestens wenn das Hauptdisplay entfaltet und die Frontkamera sichtbar wird. Dieses System hat allerdings gravierende Aussetzer bei schlechten Lichtverhältnissen.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit war und ist bei Foldables ein Thema. Beim Flip 3, dass eine ähnliche Bauform wie das Pocket besitzt, war es einer der Hauptkritikpunkte. Das P50 Pocket hat in meinen Augen weniger Probleme mit dem Akku. Der 4000 mAh Akku hält bei meinem Nutzungsverhalten gut über den Tag hinweg. Während der Vorlesungen nutze ich oft den Handy Hotspot um das WLAN in der Hochschule zu entlasten, was normalerweise dazu führt, dass mir der Akku nicht bis zum Abend hält. Beim P50 Pocket war auch das unproblematisch. Dank der 45W Schnellladefunktion würde er im Notfall auch schnell wieder aufgeladen sein. Eine geniale Funktion, die ich bei meinen Geräten vermisse, ist die, den Akku dauerhaft auf 80% zu begrenzen, was die Langlebigkeit auf Dauer verbessern sollte.

Foldable im Alltag

Seit es marktreife Foldables gibt, stelle ich mir die Frage, wie sinnvoll sie im Alltag wirklich sind. Dank dem P50 hatte ich die Möglichkeit, das herauszufinden – zumindest teilweise. In meinem Alltag ist das Smartphone, ein wichtiges Werkzeug zur Kommunikation und Organisation und auch zur Unterhaltung. In allen Bereichen konnte ich nur wenige Unterschiede zum Nicht-Foldable feststellen. Das liegt hauptsächlich daran, dass Apps keine Vorteile aus der Haltbarkeit ziehen.

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Einzig die Kamera kann, bei teilweise zugeklapptem Display, die Ansicht optimieren und in einen “Stativmodus” wechseln. Ansonsten habe ich das P50 Pocket genauso genutzt wie mein Alltags-Smartphone. In meinen Augen bietet das Falten eines hochkant-Bildschirms nur wenige Vorteile. Ich kann mir vorstellen, dass ein Foldable in Form eines Mate XS oder Fold 3 in meinem Alltag mehr Vorteile bietet, da es die Bildschirmfläche vergrößert und ein praktischeres Seitenverhältnis bietet. Ein Vorteil, der generell für nach innen gefaltete Bildschirme spricht, ist das Bildschirmschutzfolien nicht nötig sind, da das Display immer sicher transportiert wird. Abseits von den objektiven Vorteilen fließt natürlich auch die emotionale Komponente mit in meinen Gesamteindruck ein. Wer sich für Smartphones und Gadgets interessiert, kann mich wahrscheinlich gut verstehen, wenn ich sage, dass alleine die Faszination für die Technik hinter den faltbare Displays reicht, um ein Foldbable interessant zu finden.

Die Sache mit Google bzw. ohne Google

Leider sind auf den neuen Huawei Geräten auch weiterhin keine Google Dienste verfügbar. Für das Pocket heißt das: Huawei App Gallery statt Play Store. Dieser alternative App Store bietet eine überschaubare Auswahl von in Europa relevanten Apps. Viel sind auch nur über Drittanbieter wie apkpure und APKMonk etc. herunterladbar. Besonders bei Banking-Apps ist das schwierig, da man diese nicht aus unsicheren Quellen laden sollte. Der Amazon App Store bietet nochmal einige weitere Apps an, von denen viele allerdings in die Kategorie Spiele bzw. Entertainment fallen, da sie eigentlich für die eigenen Firetablets gedacht sind. Huawei ist sehr bemüht, Alternativen zu bieten. Mit Quick Apps lassen sich Web-Apps von Diensten auf dem Homescreen ablegen und so nutzen. An vielen Stellen gibt es auch direkte Alternativen, wie die Karten- und Navigationsapp “Petal Maps”, die in meinen Augen sogar ein paar praktische Features mehr hat, als die Google Alternative. Zusammengefasst muss man dennoch sagen, dass der Google-Bann immer noch eine große Einschränkung darstellt

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Fazit

Für mich als Technik-Begeisterten ist alleine der Fakt, das es ein Foldable ist, ein Pluspunkt. Mich fasziniert die Technik und die Komplexität des mehr oder weniger neuen Konzepts. Die Verarbeitung und die Materialwahl hat mich beeindruckt. Das texturierte Glas auf der Außenseite habe ich so noch nicht gesehen. Technisch lässt das Pocket in meinen Augen, bis auf das fehlende 5G, keine Wünsche offen. Durch den hohen Preis und die Einschränkungen ist es ein „unvernünftiges“ Smartphone, welches auch nicht durch wirkliche Vorteile im Alltag von sich überzeugen kann. Dennoch denke ich, dass speziell Enthusiasten gefallen an dem Gerät finden könnten, da sie Lösungen für die genannten Probleme finden oder sie eher tolerieren können als ein „normaler Kunde“. Die unverbindliche Preisempfehlung für das P50 Pocket liegt in Deutschland bei 1.299 Euro bzw. 1.599 Euro für die Premium Edition. Bei diversen Händlern gibt es die Variante mit 256 GB Speicher schon ab ca. 900 Euro, diese sind dann meist differenzbesteuerte Import-Geräte. Seriösere Angebote starten bei ca 1.100 Euro.

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Vielen Dank an Huawei für die Bereitstellung des P50 Pocket.

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