Die bereits im März vorgestellte Huawei Watch ist eine von damals noch wenigen runden Smartwatches mit Android Wear und es sollte bis nach der IFA dauern, dass sie mit einigen Modellen tatsächlich verfügbar wurde. Inzwischen haben andere Hersteller ihre zweite Generation herausgebracht und Weitere drängen auch mit klassisch rundem Ziffernblatt auf den Markt.
Die Huawei Watch ist zunächst einmal eine Smartwatch mit Android Wear und operiert damit in denselben Schranken, wie jede andere Smartwatch mit dem Wearable-Betriebssystem von Google, die sich alle technisch kaum voneinander unterscheiden. Sie ist mit Android-Smartphones ab Android 4.3 und iPhones ab iOS 8.2 kompatibel, wobei der Funktionsumfang unter iOS eingeschränkt ist.
Diese Verpackung! Als würde man eine Tag Heuer erwerben. Diese Box ist wirklich extrem elegant, fühlt sich unheimlich edel an und auch das grundlegende Design der Uhr, die sie beherbergt, und deren Verarbeitungsqualität weiß zu überzeugen. Das 316L-Edelstahl-Gehäuse wird durch zwei Saphirkristalle – eines auf dem Display, eines auf dem Herzfrequenzsensor – abgerundet. Aufgeladen wird die Uhr leider nicht durch Induktion, aber immerhin mit magnetischem Ladedock, dessen Pins ihre Kontaktflächen an der Unterseite der Huawei Watch selbst finden (s. u.).
Leider sind die meisten der mitgelieferten Ziffernblätter eher kitschig und mit irgendwelchen Fake-Lichtreflexen und -Schatten, die metallic Ziffernblätter schlecht imitieren sollen. Nützliche digitale Ziffernblätter gibt es eigentlich nicht; das Gelbe (s. u.) erschien mir noch am Sinnvollsten. Leider eben gelb.
Ein Ziffernblatt wie “Plan” auf der Moto 360, auf der man sich drei tapbare(!) Felder aus einer Auswahl von anzeigbaren Daten belegen kann – also neben der Zeit z. B. auch Datum, Wetter und Schritte auf einen Blick hat – fehlt völlig. Tatsächlich scheint man bei Huawei von Ziffernblättern besessen zu sein, die zwei Zeiten gleichzeitig anzeigen können.
Das Tracking von Herzfrequenz, Höhe & Schritten (und damit Kalorienverbrauch) funktioniert einwandfrei und die Daten landen, wenn man nicht Google Fit verwenden möchte, auch in Huaweis eigener Companion-App:
Probleme
Leider wurde und wird die Huawei-Watch von Problemen einer ersten Generation geplagt, obwohl ich Solche mit meiner eigenen Moto 360 (1. Gen), die ich bis heute trage, nie hatte. Irgendwo ist hier der Wurm drin, der mit Software-Updates vielleicht nicht behoben werden kann. Natürlich spiegelt dies meine ganz persönliche Erfahrung mit genau nur dem mir zur Verfügung gestellten Testgerät wieder. Vielleicht hatte ich einfach nur ein Montagsgerät.
“OK, Google” funktioniert nur sporadisch. Es scheint fast so, als wäre das Mikrofon der Huawei Watch zu empfindlich eingestellt, denn der Kreis um das rote Google-Logo herum zappelt wie verrückt, auch wenn man überhaupt nichts sagt. Ist man dann fertig mit seiner Anfrage, behauptet die Huawei Watch in 8 von 10 Fällen keine Verbindung zum Smartphone zu haben, die aber vor und nach der Aktion einwandfrei funktioniert. Die Huawei Watch hat wenig überraschend zwei primäre Eingabemodi – Touch/Gesten und Sprache. Wenn dann der in den meisten Fällen einfachere Diktatmodus nicht funktioniert, ist das schon ein Grund diese Uhr nicht nur nicht zum empfehlen, sondern von ihr abzuraten.
WLAN lässt sich zwar aktivieren, aber es scheint keinerlei Datenaustausch zwischen Uhr und Smartphone zu geben, wenn WLAN aktiv ist – ich dachte anfangs schon Huawei-Wear-App, in der alle Fitnessdaten zusammenlaufen, wäre kaputt, weil sie sich einfach nicht mit Daten füllte, obwohl Smartphone und Watch verbunden waren. Das klappte dann erst ausschließlich über Bluetooth, aber dann auch sofort.
Die Huawei Watch hat ein hervorragendes OLED-Display, noch dazu ein Rundes ohne schwarzen Balken. Aber! Aber, sie wird vom selben unschönen Detail geplagt, wie auch die LG G Watch R seinerzeit: Schaltet sich der sog. Inaktivmodus ein, wechselt die Anzeige vom vollen, farbigen Ziffernblatt immer auf eine Schwarz-Weiß-Darstellung. So weit, so stromsparend und nützlich. Sobald in diesem Modus, in dem der Sekundenzeiger nie dargestellt wird, die nächste volle Minute erreicht wird, also das Display ein neues Standbild darstellen muss, “springt” die Anzeige. Tatsächlich verringert sich der Durchmesser des Ziffernblattes, wobei der Anker jedoch nicht im Zentrum des Displays liegt, sondern immer an einer Randstelle (s. u.: Inaktivdarstellung ist an den rechten Displayrand gesprungen, links ist die Lücke zum Gehäuse größer). Das hat mich damals bei LG genervt, das nervt mich auch bei Huawei.
Grundsätzlich friert die Huawei Watch auch gerne mal ein. Dann reagiert sie nicht nur nicht auf Armbewegungen – auch ein Knopfdruck erweckt sie erst nach viel zu langer Wartezeit aus ihrem Dornröschenschlaf. Das Sahnehäubchen im Huawei-Watch-Kuriositätenkabinett, trat kurz vor der Rückgabe auf. Ganz ohne mein Zutun hatte sich die Farbumkehr aus den Bedienungshilfen eingeschaltet.
Fazit
In ihrer Summe sind die Fehler einfach untragbar für ein Gerät – eine Uhr – zu so einem Preis. Kurz nach meinem Test veröffentlichte Huawei tatsächlich ein OTA-Update, das zumindest die “OK, Google”-Sprachbefehl-Funktion zur Mitarbeit überreden soll. Ein Freund, der die Uhr besitzt und das Update installiert hat, berichtete mir allerdings, dass die Uhr weiterhin stockt. Mein Testgerät wurde nicht vor Ende des Testzeitraumes mit dem Update bedacht, so kann ich zu dessen Nützlichkeit keine eigene Aussage machen.
Für mich persönlich ist auch das Größenverhältnis von Durchmesser zu Tiefe der Huawei Watch als Wearable ungeschickt gelöst. Für 11,3 mm Tiefe/Dicke ist die Huawei Watch mit ihren 42 mm Durchmesser viel zu winzig. Nicht nur, dass sie an meinem Arm mit dem 18-mm-Band blöd aussieht, sie dürfte nur halb so dick sein. Genau so trifft diese Einschätzung z. B. übrigens auch auf die 42-mm-Versionen der Moto 360 der 2. Generation zu.
Wer dünnere Handgelenke hat, dem werden das Band und der Durchmesser schon entgegenkommen, sie wird nur trotzdem 11,3 mm davon abstehen. Es sind übrigens auch Standardarmbänder (18 mm), die sich schnell gegen jedes Andere beliebig tauschen lassen. Der echt winzige Akku mit 300 mAh kommt immerhin über den Tag.
Es gibt sie in fünf Varianten zu kaufen, die preislich zwischen 399,- Euro EVP (Silber, Lederarmband) und 499,- Euro EVP (Schwarz, Gliederarmband) angesiedelt sind. Der Straßenpreis liegt derzeit zwischen 317,- Euro und 440,- Euro. Eine goldene Version für $699 bzw. $799 gibt es bisher nur in den USA, bei Amazon ist sie zu Mondpreisen vorbestellbar. Auch hier muss man echt sagen, dass die Konkurrenz bei gleicher Leistung günstiger ist – die 2. Generation der Moto 360 gibt es ab 299 Euro und LGs Urbane ab 237 Euro.
weiterführender Link: Huawei
- Die Juwelen unter den In-Ear-Kopfhörern neu aufgelegt: beyerdynamic Xelento Wireless 2nd Generation im Test - 2. November 2022
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Die aufgezählten vermeintlichen Fehler kann ich mit meiner Huawei Watch nicht nachvollziehen. Keinen einzigen. Und auch die Akkulaufzeit ist erheblich besser, als im “Test” erwähnt. Bei mir hält die Uhr trotz des Always-On-Displays zwischen zwei und drei Tagen. Ich bin nicht sicher, wie lange und intensiv Michael S. das Huawei-Modell tatsächlich genutzt hat, mir kam der ganze Beitrag eher oberflächlich vor. Wie auch immer: Das Modell verrichtet an meinem Habdgelenk seit etwa einem halben Jahr ihren Dienst. Tadellos. Ich hatte zuvor sämtliche Samsung-Watches, eine LG und zwei Moto360-Geräte – die ich nach meinen Erfahrungen mit Huawei nicht mal mehr geschenkt haben will.
Testgeräte wie die Huawei Watch haben wir i.d.R. für zwei Wochen und innerhalb dieses Zeitraumes habe ich sie wie meine 360, die 2. 360, oder Huaweis SmartBand von morgens bis abends getragen. Dabei sind eben jene Fehler aufgetreten und nicht nur einmal, sonst hätte ich sie nicht herausgestellt. Freut mich, dass es auch Gegenbeispiele gibt – ich kann nur über das Gerät sprechen, dass mir geschickt wurde.
Vielleicht hatte ich ein Montagsgerät ¯_(ツ)_/¯
Offenbar! Es ist schon merkwürdig, dass ich keinen einzigen Fehler mit meinem Modell nachvollziehen kann. Die Akkulaufzeit ließe sich noch mit unterschiedlicher Handhabung bzw. Spieltrieb in den ersten Tagen erklären. Der Beitrag kam mir insgesamt nicht ausgewogen vor. So finde ich persönlich die Größe der Huawei Watch für meine Unterarme optimal. Mich hat bei der Moto360 der sogenannte Flat-Tire-Effekt am unteren Rand massiv gestört. Und an fast drei Tage Laufzeit bei einem Always-On-Display war weder mit der ersten noch der zweiten Variante zu denken.
Bei mir hat sich die Laufzeit der Moto 360 mit der Zeit tatsächlich verbessert und hält, wie die der zweiten Generation, zwei Tage ohne Neuladen. Das Flat Tire dort hat mich nie gestört, wohingegen das dünnere Armband der Huawei Watch an meinem(!) Arm halt blöd aussieht und sich auch nicht so gut anfühlte.
Unsere Testberichte sind natürlich immer von unserer Erfahrung mit dem Gerät gefärbt und beinhalten unsere persönliche Meinung, aber daraus machen wir oder andere Tester auch keinen Hehl. Wenn die negativen Erfahrungen überwiegen, möchte ich das auch nicht beschönigen, sondern beim Namen nennen. Dass es nicht nur mir so erging, beweist die Anfrage bei meinem Kumpel, der sie privat besitzt und der die selben Probleme hat. Das Verhalten NACH dem erwähnten Update, dass einige der Probleme lösen soll, konnte ich halt nicht überprüfen.
Tatsächlich hatte ich mir von der Huawei Watch persönlich viel erhofft und wollte sie mir selbst kaufen, um sie mit meinem privaten Huawei-Smartphone zu nutzen. Nach dem Test hat sich dieser Wunsch deutlich abgekühlt.