Seit September hat Lenovo das ThinkPad T440 im Angebot – die Neuauflage eines Klassikers mit toller Tatstaur. Es ist zweifelsohne robust, hat aber auch ein paar Probleme, die sein Preis-Leitungs-Verhältnis negativ beeinflussen.
Das Ultrabook ThinkPad T440 Touch (20B7-0008GE) gibt es so wohl nur direkt bei Lenovo, zumindest konnte ich es nur dort – in der mir zur Verfügung gestellten Testvariante – finden. Das T440s ist optisch identisch, hat jedoch weitere Hardware-Optionen (nvdida-Grafik…) und das gibt es dann auch wieder mit Multitouch.
Des Weiteren gibt es in der T440er-Serie noch das T440p, das aufgrund seiner Dicke jedoch das Reich der Ultrabooks verlässt, dafür aber mit einem optischen Laufwerk aufwartet. Bestimmte Zielgruppen brauchen das eben immer noch.
Hier mein kurzer Rundumblick (inklusive unvermeidlichem Windows-Update 😉 ):
Das, mit ca. 2 kg und 23 mm Dicke, eher am gewichtigen bzw. dicken Ende des Ultrabook-Spektrums angesiedelte ThinkPad T440, kommt in dem seit über 20 Jahren weitgehend unveränderten Design. Mit dem typischen roten Trackpoint und der ausgezeichneten Tastatur.
Die Tastatur ist in zwei Helligkeitsstufen hintergrundbeleuchtbar und besitzt eine Drainage, die – über ihr ausgeschütteten – Kaffee durch drei Löcher im Boden des Gerätes abfließen lässt. Aber leider ist sie auch schon fast das einzige Highlight an dem Gerät.
Man hat sich dazu entschlossen, die drei Trackpoint-Tasten in ein großflächiges Mylar-Trackpad zu integrieren, das dadurch fünf Druckpunkte bekommt und in manchen Modellen befindet sich dort auch der NFC-Auflagepunkt. Das Track- oder Touchpad selbst jedoch ist leider keine Offenbarung. Durch seinen unglaublich ungewöhnlich großen Hub, klappert es bei jedem “Knopf”-Druck und man hat das Gefühl, eine steinerne Tür mit einem verstecktem Schalter zu öffnen.
Als Indiana Jones mit Notebook hat man hier sicher etwas Robustes in der Hand (Lenovo gibt mit seinen Tests nach Militärstandards an), doch weder der gummierte Deckel (Magnet für Fingerabdrücke) noch die Ballenauflage aus glasfaserverstärktem Kunststoff wecken den Eindruck von hoher Verarbeitungsqualität, die man bei einem Gerät, das um die 1900 € kostet erwatet darf. Die Nähte und seine gesamte Haptik erinnern an Laptops aus vergangenen Tagen. Einzig die Unterseite aus Magensium überzeugt. Produkttour:
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Aus dem Mini DisplayPort (angetrieben vom Intel-HD-Graphics-4000-Chip) lassen sich maximal 3840 x 2160 @ 30 Hz an einen externen Monitor übergeben und aus dem VGA-Port purzeln maximal 1920 x 1200 @ 60 Hz. Rechts befinden sich der Audio-Port, der optionale SIM-Einschub für Modelle mit Mobilfunkmodem, darunter der 4-in-1-Kartenleser, dann folgt ein USB-3.0-Port, Ethernet, VGA und das Kensington Lock. Links Mini DisplayPort, der zweite USB-3.0-Port und der – bei meinem Modell tote – Einschub für SmartCards. Das ThinkPad T440 hat zwei USB-3.0-Schnittstellen, davon ist die Linke “always on” – kann also Geräte mit Strom aus den Akkus versorgen, ohne dass das ThinkPad dazu angeschaltet sein muss.
Die Akkus sind das andere Highlight hier. Denn zu einem festverlöteten internen Akku mit 23,5 Wh kann man hinten unten einen Zweiten stecken, der sich auch im laufenden Betrieb wechseln lässt (der interne überbrückt so lange). Mein Testgerät hatte dort einen Akku mit nocheinmal genau der gleichen Spezifikation, man kann sich aber auch für einen zylindrischen Akku mit sechs Zellen entscheiden (guckt dann hinten eben raus) den es mit 47,5 oder gar 72 Wh gibt.
Lenovo gibt in aufsteigender Kombination folgende Laufzeiten an 3+3 (23,5 Wh): bis 8,6 h; 3+6 (47,5 Wh): bis 12,9 h; 3+6 (72Wh): bis 17,2 h. Das ThinkPad ist also gerade beim Verlassen der Zivilsation und ausreichend Ersatzakkus im Gepäck, lange ohne Stromkabel benutzbar. Ich selbst kam auf knapp 9 Stunden mit der Basiskonfiguration bei normaler Nutzung (Heavy Browsing, Musik hören, Schreiben, Bilder sortieren…) mit Pausen und Auto-Displayhelligkeit. Das Wiederaufladen beider Akkus dauerte knapp über 4 Stunden.
Ins Auge fallen dann natürlich noch der Fingerabdruck-Scanner, als Sicherheitsaspekt gerade für Firmenumgebungen, der Dock-Port auf der Unterseite und die Kontroll-LED im Power-Knopf. Diese ist sehr sinnvoll, denn dann sieht man nicht, wann man den Finger vom Knopf nehmen kann, wenn man einen Hard-Reset durchführen muss (Ironie).
Das Lenovo ThinkPad T440 kann schon mit allen Aufgaben umgehen, die man ihm gegen den Prozessor wirft, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt in meinen Augen hier nicht. Gerade in einer Landschaft, in der sich die Geräte in jeder Preiskategorie nur marginal durch ihre Spezifikationen unterscheiden wird die Qualität der verbauten Materialien und der Qualität der Verarbeitung selbst zum entscheidenden Faktor für einen Kauf – auch für Gerschäftskunden. Kein Wunder, dass es das Yoga 2 auch als Pro-Varianten gibt.
Lenovo ruht sich hier meines Erachtens etwas zu sehr auf der Design-Legacy und der dazugehörigen Marke ThinkPad aus und verwässert sie zusehens. Was ich damit meine ist, dass es eine unüberschaubare Anzahl von Modellen unter der Marke ThinkPad gibt (alleine die T440er gibt es in zwei Basismodellen mit x Optionen), die der Qualität – die man (ich) mit ihr noch aus IBM-Zeiten verbindet – nicht gerecht werden.
Das es anders geht haben sie mit dem X1 Carbon bewiesen. Ein echtes Ultrabook mit frischem Ansatz. Oder eben auch mit der Yoga-Serie, die sich zum Besten seit geschnitten Brot entwickelt hat. “ThinkPad” steht für mich immer noch als Synonym für Gerät, dass im High-End-Business und von IT-Profis umhergetragen wird um die Welt zu retten (ja, in “Independence Day” war es ein MacBook, egal). Vielleicht will Lenovo das aber selbst gar nicht, oder sie wissen nicht so richtig wohin mit ihr. Das ThinkPad T440 von Lenovo ist seit September erhältlich und gibt es in Modellen ab ca. 930 € bis hoch zu ca. 2000 €.
Der Touch-Aspekt ließ sich von mir nur in begrenztem Umfang sinnvoll einsetzen, da das Testgerät nur mit Windows 7 kam und damit diese Eingabemethode – ohne die Moderne Benutzeroberfläche von Windows 8 – wirklich wenig bringt. Einen Digitizer (für präzise Stifteingabe) besitzt das T440 nicht. Wer also ein Modell mit Windows 7 kauft und noch nicht vorhat auf Windows 8 zu gehen (aus persönlichen Gründen oder gerade in Firmenumgebungen), kann auch getrost auf das Touchpanel verzichten.
Spezifikationen (des Testgerätes ~1835 €):
- Name: ThinkPad T440 Touch, Modell 20B7-0008GE
- Farbe: anthrazit
- Display: 14.0″ HD+ LED B/L (1600 x 900), anti-glare, 10-Finger-Touch
- Prozessor: Intel Core i7 4600U 2.1-3.3 GHz mit Intel HD 4400 Grafik
- Arbeitsspeicher: 4 GB RAM onboard
- Intel Lynx Point-LP Chipset
- Verbindungen: Gigabit Ethernet, 1 x USB 3.0, 1 x USB 3.0 Always On, VGA-Port, Mini Displayport
- HD Audio
- 4-in-1 Media Card Reader
- UltraNav (TrackPoint + TouchPad)
- Fingerabdruckscanner
- Intel vPro mit Active-Management-Technik
- 3-Zellen-Akku mit 23,2 Wh integriert
- 45-W-Netzteil
- 3 Jahre Herstellergarantie
- Windows 8 Professional OEM UEFI Lizenz
Optionen dieses Geräts:
- 256 GB SSD SATA 3, mit 9,5 mm Rahmen
- wechselbarer Akku: 3-Zellen-Li-Ion mit 23,2 Wh (Typ 68 für X240/T440/T440s)
- Intel 7260 BN Dualband Wireless ac/a/b/g/n + BT 4.0 (M.2 Formfaktor)
- Bluetooth activate
- Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung – Deutsch
- Stromkabel, EU
- Windows 7 Pro 64
weiterführender Link: Lenovo ThinkPad T440
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Dass die Marke Thinkpad immer weiter verwässert wird, hab ich schon des Öfteren gehört und kann dem auch ohne weiteres zustimmen.
Angefangen hat diese Verwässerung ja imho mit den Thinkpad Edge Modellen.
Ich bin erst letzte Woche vom letzten, noch mit IBM gelabelten X-Serien Thinkpad (X60) auf das X201 gewechselt, was ganz einfach nur daran lag, dass ich ein etwas neueres Gerät mit 64 Bit Prozessor und natürlich auch etwas mehr Leistung haben wollte. Aber dem Grundsatz, dass mir nichts anderes als ein Thinkpad ins Haus kommt, werden die neuen Geräte nur noch teilweise gerecht, was ich an einem X230 von nem Kollegen und den Testberichten von T430 und aufwärts gesehen habe. Angefangen bei der hintergrundbeleuchteten Chiclet-Tastatur, obwohl es das Thinklight gibt, der Umbelegung von Funktionstasten bis hin zum Wegfall der drei Buttons, lässt mich das nur mit dem Kopf schütteln, vor allem auch, weil ich konsequenter Trackpointnutzer bin und das Ultranav Touchpad immer ausgeschaltet lasse/habe.
Lenovo steht mit den ThinkPads halt ein wenig vor dem selben Problem wie Microsoft mit Windows. Sie versuchen irgendwie, die Grundelemente beizubehalten und modernere – in diesem Fall – Eingabemethoden umzusetzen und Dinge wie die Wechselbaren Akkus und die Dockbarkeit in möglichst mobilen Geräten unterzubekommen. Sie müssen einerseits Leute wie Dich zurfriedenstellen, die auf die Geräte schwören und am Liebsten überhaupt keine äußere Änderung hätten und gleichzeitig Leute fangen, die die ganze Legacy eben nicht kennen und denen das Design evtl. zu altbacken wirkt.
Am Ende wird eh der Käufer (egal ob Privatperson oder Unternehmen) mit seinem Geldbeutel entscheiden, ob dieses oder jenes Modell eine Zukunft hat und Lenovo hat derzeit noch das Vermögen, auszuprobieren und Versuche gegen die sprichwörtliche Wand zu werfen, um zu sehen, was haften bleibt. Für mich ist das T440 und seine Schwestermodelle, zumindest eines der Geräte, dem ich keine allzu rosige Zukunft bescheinigen würde. Ich würde ihnen wünschen, dass sie ihre jeweiligen Produklinien in ein paar Modelle konsolidieren mit Updateoptionen built-to-order, wenn ihnen klar wird, was läuft und was nicht.
[…] Die Tastatur hat eine Qualität, die dem Anspruch einer Pro-Marke gerecht wird und steht denen von Lenovo oder Dell in nichts nach. Da gab es kein Gewackel unter den Fingern. Das Touchpad war schön groß (47% größer, als bei anderen 13-Zoll-Notebooks), klickig und ich mochte die zwei separaten “Maustasten”. Quasi das Positivbeispiel zum Negativbeispiel des T440 von Lenovo. […]