Mit dem P9 Lite schickt Huawei eine günstiger Alternative zum Flaggschiff P9. Die nur knapp 300 Euro teure Lite-Variante muss zwar ohne Leica-Optik und Aluminium-Unibody-Gehäuse auskommen, überzeugt im Test aber dennoch auf ganzer Linie.
Als Techblogger ist man gerne mal in seiner Filter Bubble gefangen. Jedes Jahr ein neues Smartphone? Klar doch. Ein Mobilfunkvertrag mit mindestens 5 GB Datenvolumen? Muss sein. Ein Akkupack in der Hosentasche? Logisch!
Das alles ist für mich völlig normal. Wenn ich mich dann allerdings mit Freunden und Bekannten unterhalte, die mit der Branche nichts am Hut haben, stelle ich immer wieder fest, dass man offenbar auch mit einem vier Jahre alten Smartphone und einem Datenvolumen von 500 MB ganz gut leben kann.
Aber irgendwann segnet auch das widerstandsfähigste Smartphone das Zeitliche – und dann kommt die Frage aller Fragen: “Frank, du kennst dich doch aus, welches Smartphone würdest du mir empfehlen?” Spontan fallen mir dann immer drei bis vier High End-Modelle zwischen 600 und 1000 Euro ein. “Es sollte aber halt nicht mehr als 200 bis 300 Euro kosten!” Ach so, ja, hmm.
Huawei P9 Lite – hochwertig und gut verarbeitet
Bislang fiel mir eine Antwort auf diese Frage immer recht schwer, da mich irgendwie kein Smartphone in der Preisklasse bis 300 Euro so richtig überzeugt hat. Doch dann war ich vor ein paar Wochen bei der 1&1 Hardware Lounge zu Gast – und habe das Huawei P9 Lite kennengelernt.
Der Punkt ist der: Das Huawei P9 Lite kostet nur 289 Euro, kann es von der Verarbeitung her aber locker mit vielen Smartphones aufnehmen, die weit über 500 Euro kosten. Im Gegensatz zum P9 kommt hier zwar kein Unibody-Gehäuse aus Aluminium zum Einsatz, dafür aber eine Kombination aus Kunststoff-Rückseite und Metallrahmen. Dadurch fühlt sich das P9 Lite ebenso gut in der Hand an wie sein großer Bruder.
Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass der durchschnittliche Smartphone-Nutzer erst einmal überhaupt keinen Unterschied bemerkt – und wenn, dann allenfalls haptisch (Metall ist kälter) und nicht optisch. Und ja, das P9 Lite ist mit 7,5 Millimetern einen halben Millimeter dicker als das P9 und mit 147 Gramm auch 3 Gramm schwerer, aber das sind letztlich nur Unterschiede auf dem Datenblatt, keine spürbaren.
Huawei P9 vs. P9 Lite – Duell auf Augenhöhe beim Display
Sowohl beim P9 als auch beim P9 Lite kommt ein 5,2 Zoll großes Display zum Einsatz – aus meiner Sicht die perfekte Größe für ein Smartphone. Beide Displays haben eine Auflösung von 1920×1080 Pixel und eine Bildpunktdichte von 427 ppi.
In der Theorie liefern sich die beiden Smartphone-Brüder hier also ein Duell auf Augenhöhe. Und in der Praxis? Da stellt das Display des P9 Lite die Farben meiner Meinung nach sogar noch etwas natürlicher dar. In puncto Schärfe schenken sich die beiden Modelle nichts.
Für mich ist das ein kaufentscheidender Punkt. Viele Hersteller neigen dazu, ihre Lite-Versionen und Einsteigermodelle mit einem “schlechteren” Display auszustatten, so dass man sofort sieht, dass man kein Premium-Smartphone gekauft hat. Ein schwächerer Prozessor, eine Kamera mit geringerer Auflösung, ein Gehäuse aus Kunststoff – das sind alles Dinge, die im Alltag gar nicht so sehr ins Gewicht fallen. Aber ein schlechtes Display, das hat man permanent vor der Nase.
Huawei hat in dieser Hinsicht mit dem P9 Lite alles richtig gemacht, da der Nutzer beim Bildschirm eben keine Abstriche gegenüber der Premium-Variante P9 in Kauf nehmen muss.
Wie viel Leistung braucht man im Alltag wirklich?
Wenn ein neues Smartphone vorgestellt wird, liest man überall, wie viele Megapixel die Kamera hat und mit welchen Taktraten der Prozessor um die Ecke kommt. Das sind zunächst nichts weiter als nackte Zahlen – und dennoch brauchen wir sie, um ein Smartphone in die Kategorieren „Low Budget“, „Mittelklasse“ oder „Premium“ einordnen zu können. Aber haben diese Zahlen auch eine praktische Bedeutung?
Werfen wir doch mal einen Blick auf das Huawei P9 Lite. Bei dem Mittelklasse-Smartphone kommt ein Kirin 650-Prozessor mit 8 Kernen (4 x 2 GHz und 4 x 1,7 GHz) zum Einsatz. Beim P9 ist es ein Kirin 955 Prozessor mit 4 x 2,5 GHz und 4 x 1,7 GHz. Ok… Das P9 hat also rein faktisch mehr Dampf unter der Haube, was sich auch wunderbar mit einem Benchmark-Test belegen lässt.
Nun mag es Power-User geben, die ständig aufwändige 3D-Games zocken und unterwegs sogar mal ein Video schneiden oder Bilder bearbeiten. In diesem Fall macht es natürlich Sinn, bei einem Smartphone auf die Anzahl der Prozessorkerne und die Taktraten zu achten. Die meisten anderen Nutzer dürften aber bei der Performance im Alltag kaum einen Unterschied zwischen dem P9 Lite und dem P9 bemerken.
Das P9 Lite lief bei mir durch die Bank weg flüssig, egal welche App ich benutzt habe. Das Öffnen der einzelnen Anwendungen geht auf dem P9 im direkten Vergleich zwar etwas zügiger vonstatten, aber dafür lässt sich das P9 Lite mit dem Fingerabdrucksensor einen Hauch schneller entsperren. Mit 3 GB Arbeitsspeicher sind übrigens beide Modelle ausgestattet.
Die Kamera macht den Unterschied
Jedes Flaggschiff-Smartphone braucht ein Feature, mit dem es sich von der Konkurrenz abheben kann. Beim Huawei P9 ist das die Dual-Lens-Kamera, die in Zusammenarbeit mit Leica entwickelt wurde. Ein RGB- und ein Monochromsensor sorgen beim P9 dafür, dass die Kamera mehr Licht einfangen kann. Ein Algorithmus kombiniert im Anschluss die Farbstärke des RGB-Sensors mit der Detailgenauigkeit des monochromen Sensors. Das Ergebnis sind Bilder von bemerkenswerter Qualität, die vor allem durch ihre satten Farben und ihren Detailreichtum überzeugen.
Beim P9 Lite kommt dagegen nur eine „gewöhnliche“ 13-Megapixel-Kamera (plus 8-Megapixel-Frontkamera) zum Einsatz. Irgendwie müssen sich die 200 Euro Preisunterschied ja bemerkbar machen. Das heißt aber nicht, dass das P9 Lite deshalb schlechte Bilder macht. Im Gegenteil. Meiner Meinung nach schießt das P9 Lite für ein Smartphone in dieser Preisklasse sogar sehr gute Fotos.
Lediglich bei schlechten Lichtverhältnissen macht sich die „normale“ Kamera in der Lite-Version bemerkbar. Während die Dual-Lens-Kamera im P9 noch immer ordentliche Aufnahmen abliefert, wirken die mit dem P9 Lite aufgenommenen Bilder weniger detailreich. Auch ein leichtes Bildrauschen lässt sich ausmachen.
Testbilder

Huawei P9 Testbild

Huawei P9 Lite Testbild

Huawei P9 Testbild

Huawei P9 Lite Testbild

Huawei P9 Testbild

Huawei P9 Lite Testbild

Huawei P9 Testbild

Huawei P9 Lite Testbild

Huawei P9 Testbild

Huawei P9 Lite Testbild

Huawei P9 Testbild bei schlechtem Licht

Huawei P9 Lite Testbild bei schlechtem Licht
P9 Lite mit Dual SIM und mehr Ausdauer
Es gibt aber auch Disziplinen, in denen das P9 Lite seinem großen Bruder überlegen ist. So verfügt es beispielsweise über einen zweiten SIM-Karten-Slot, ist also Dual-SIM-fähig – vorausgesetzt man verzichtet auf eine Speicherkarte. Das sollte man sich in Anbetracht des nur 16 GB großen internen Speichers allerdings genau überlegen.
Außerdem hält das P9 Lite mit seinem 3000-mAh-Akku länger durch als das P9, was unter anderem mit dem schwächeren Prozessor zusammenhängt. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang natürlich auch das Nutzungsverhalten, aber generell kann man sagen, dass das P9 Lite im Alltag nicht so schnell an die Steckdose muss wie das P9. Dafür verfügt Letzteres über eine Schnellladefunktion, die dem P9 Lite fehlt.
Fazit: Huawei P9 Lite – viel Smartphone für wenig Geld
Kommen wir zum Fazit. Wer auf der Suche nach einem neuen Smartphone ist und nicht mehr als 300 Euro ausgeben will, sollte sich das Huawei P9 Lite genauer anschauen. Die Verarbeitung überzeugt, das Display ist gestochen scharf, die Performance stimmt und mit der Kamera kann man sehr gute Ergebnisse erzielen. Fingerabdrucksensor, Dual-SIM und der ausdauernde Akku runden das Feature-Angebot ab. Letztendlich bleiben beim P9 Lite keine Wünsche offen.
Wer 200 Euro mehr investieren möchte, kann zum Huawei P9 greifen. Dieses zeichnet sich durch das Unibody-Gehäuse aus Aluminium, den stärkeren Prozessor und die Dual-Lens-Kamera aus – wobei für mich persönlich die außergewöhnliche Kamera das entscheidende Argument für das P9 wäre.
Im Endeffekt müsst ihr überlegen, wo eure Prioritäten liegen.
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