Telekom-Drosselung betrifft auch 11 Millionen Bestandskunden

remixer Telekom-Drosselung betrifft auch 11 Millionen Bestandskunden Netzpolitik

Die Telekom-Drosselung ist immer noch ein großes Thema und wird das sicher auch noch bleiben, denn die Pläne der Telekom, das DSL nur noch auf volumenbasierter Basis anzubieten stößt überall auf Widerstand. Nicht nur das. Eigene Dienste hieraus auszunehmen verstößt auch noch gegen die Netzneutralität und verschafft der Telekom Vorteile, die ihre Konkurrenz nicht haben.

Die Telekom ist stellt Internetzugänge bereit und ist gleichzeitig auch noch Anbieter von Internetdiensten. Damit schafft sich die Telekom nicht nur die eigene Infrastruktur, sondern kann auch noch die Regeln hierfür bestimmen. Konkurrierende Anbieter, die diesen Heimvorteil nicht haben, sind nicht nur von der Telekom abhängig, sondern können nie auf eine Ebene einen fairen Wettkampf führen.

In einer Pressemitteilung zur Drosselung hat uns die Telekom schon so einige Dinge aufgetischt, die so nicht ganz wahr sein können. Wer gemein ist, könnte behaupten, dass sich der Anbieter in eine argumentative Lügenkette verstrickt hat.

Nachdem einige Argumente bereits ausgehebelt wurden, kratzt man nun an der Behauptung, dass die Kapazitäten nicht ausreichen würden und man deswegen Vielnutzer zur Kasse bitten möchte, dies aber nur 3 Prozent der Nutzer betrifft und erst 2016 wichtig wird. Dieses Argument wirft einige Fragen auf.

  1. Wenn die Kapazitäten HEUTE nicht reichen, wieso ändert man HEUTE nichts daran? 
  2. Wenn die Kapazitäten HEUTE nicht reichen, wie können das Neukunden ändern, von denen laut Telekomangaben nur 3 Prozent betroffen sind. Altkunden sollen ja nicht betroffen sein.
  3. Wenn die Kapazitäten HEUTE nicht reichen, wieso reichen sie dann auf einmal doch, wenn ein kleiner Teil der Kunden ab 2016 mehr zahlt?

Die Antwort ist: Nicht nur Neukunden werden betroffen sein, sondern bis 2016 vermutlich alle Kunden. Die Telekom weiß das und wartet deswegen mit der Umsetzung bis man alle Kunden in einen Neuvertrag gelockt hat, denn JEDE Änderung an Vertragsbestandteilen führt zu einem Neuvertrag. Auch Umzüge gehören dazu. Dazu kommt die Umstellung der Telekom auf IP-Technologie. Hier wurden bereits tausende Kunden angeschrieben, deren Verträge man kündigte und ihnen dazu riet, ihren Anschluss umzustellen. Das bedeutet wieder: Neuvertrag.

Die Mindestgrenze von 75GB im Monat bei Anschlüssen bis DSL 16000 ist ebenfalls nicht zufällig gewählt. Diese Grenze werden Nutzer schneller erreichen, als ihnen lieb ist. Mit der Vorstellung von Fernsehern mit der neuen 4k-Auflösung nehmen die Datenmengen bis 2016 signifikant zu. Wir dürfen deswegen keinesfalls davon ausgehen, dass unser Datenverbrauch so bleibt, wie er zu diesem Zeitpunkt ist. Er wird zunehmen, da Internetdienste in immer besserer Qualität angeboten werden und somit mehr Traffic verursachen. Internationale Anbieter aus Ländern ohne Volumenbegrenzung werden auf Deutschland keine Rücksicht nehmen.

Bei der Telekom dementiert man dies nicht einmal, sondern antwortet in Standardphrasen, auf Fragen, die die Umstände weiter oben behandeln. Man wird schon wissen warum.

Wie das Internet reagiert

Internetnutzer haben ihre eigene Art und Weise darauf zu reagieren. Sascha Lobo, geliebte und gehasste Symbolfigur für unsere Internetgeneration hat beispielsweise dazu aufgerufen, über den eigenen Schatten zu springen und vom Clicktivismus zum Aktivismus zu wechseln. Etwas bewegen, statt nur zuhause ein “like” zu klicken und zu hoffen, dass es was ändert.

Die Digitale Gesellschaft, ein Verein, der sich mit Netzpolitik befasst klärt über die Gefahren der Tarifänderungen vor allem im Bereich der Netzneutralität auf und bietet hierzu mehrere Wege, das Thema auch für technisch nicht versierte Nutzer greifbar zu machen. Zum einen gibt es Videos, die als Satire zu sehen sind. Sie beinhaltet alte Werbespots der Telekom, in denen sie für unbegrenztes Highspeed-Internet werben.

Wer sich seine eigenen kleinen witzigen Telekom-Werbebildchen erstellen will, kann über hilf-telekom.de der Telekom dabei helfen die Wahrheit über das Ende der Netzneutralität zu informieren.

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Wie reagiert die Telekom? Die sehen das locker. Die derzeitige Haltung ist abwehrend bis empört darüber, dass die Nutzer die Änderungen nicht begrüßen. Man versucht das Thema auszusitzen, während die Politik bereits angekündigt hat, das Kartellamt einzuschalten, sollte der Verdacht bestehen, dass die Telekom ihre Vormachtstellung missbrauche.

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Kai Reiß
10 Jahre zuvor

Ich würde gerne eine Textpassage übernehmen. Die mit den 3. Stichpunkten incl dem Absatz danach.

Wäre das OK?

Admin
10 Jahre zuvor
Reply to  Kai Reiß

Mit Verlinkung und wenn du es als Zitat kenntlich machst, sollte das schon ok sein 😉

Steffie
10 Jahre zuvor

das ist schon eine ganz große nummer und ein riesen rückschritt. wo man doch meinen sollte das alles immer moderner und günstiger wird, geht die telekom nen riesen schritt zurück 🙁

[…] haben wir für euch einen kleinen Faktencheck zum Thema Telekom und Drosselung gemacht und euch einmal aufgezeigt, wieso die Argumente der Telekom nicht stimmen können. Bei […]

10 Jahre zuvor

Alles gut und schön. Aber es lenkt ab von der entscheidenden Frage: Wenn freier Internetzugang praktisch ein Menschenrecht ist, warum sind dann die Netze in privater Hand? Oder glaubt jemand, dass vodafon, O2, freenet, 1+1, … irgendwas besser machen. Telekom hat wenigstens noch eine Tarifvertrag, Betriebsrat, und so weiter. Die anderen “freien Marktteilnehmer” sind davon weit entfernt. Und wer mal den Ärger mit den Gegenspielern der telekom hatte, weiß, was Frust ist. Die Netze müssen wieder verstaatlicht werden, dann hat die Allgemeinheit eine Ansprechpartner, den sie selber gewählt hat. Schlimm, wenn es dann immer noch Merkel, Schäuble, Rösler und solche Pfeifen sind.

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