Telekom-Drosselung und Netzneutralität: Streaming-Anbieter als neue Geldquelle?

Das Thema Telekom lässt uns nicht los. Nachdem wir in einigen Artikeln bereits von der Telekom und ihren Plänen zur Drosselung des Internets berichtet haben, gibt es ein neues Kapitel zum Thema “Drosselkom”. Hierbei benutzt die Telekom ein neues Wort, das ich persönlich als Anwärter auf das Unwort des Jahres sehe: “diskriminierungsfrei”.

Nachdem die Rufe wegen des Verstoßes gegen die Netzneutralität lauter wurden, hat man sich bei der Telekom gedacht, dass man in Verhandlungen mit anderen Streaming-Anbietern treten könnte. Diese Verhandlungen sollen bewirken, dass entweder diese Streaming-Anbieter gegen eine Gebühr ebenfalls aus der Traffic-Berechnung ausgenommen werden, oder dass man als Kunde ein spezielles Paket bucht, bei dem diese Anbieter als Flatrate enthalten sind. Die Telekom begründet diese Verhandlungen mit der Möglichkeit anderer Anbieter “diskriminierungsfrei” die Netze der Telekom nutzen zu können.

Uns sollte allerdings klar sein, dass dies nicht kostenlos geschieht. Es wird eher nach dem Motto verlaufen: “Entweder du zahlst, oder du kommst nicht in unser Netz.” Wie die Telekom mit diesem Verhalten der Netzneutralität gerecht werden möchte, weiß sie vermutlich selbst nicht. Da man bei der Telekom von Beginn an leugnet, gegen diese zu verstoßen, scheint die Definition von Netzneutralität noch nicht ganz angekommen zu sein.

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Im Internet herrscht unterdessen immer noch ein Chaos, das viele vermutlich als “Shitstorm” bezeichnen würden. Die Telekom hat es geschafft innerhalb weniger Tage mit dem Spitznamen Drosselkom allgemein bekannt zu werden. In meinem Bekanntenkreis sind die ersten Kunden bereits gewechselt, wenn auch zum Unmut der Mitarbeiter, die in den letzten Tagen auf Kündigungen sehr gereizt reagieren.

Egal was die Telekom nun macht, sie verschlimmbessern derzeit ihre Situation mit jeder Handlung. Diskriminierungsfrei wollen sie sein, Netzneutralität treten sie mit Füßen genauso wie die Wünsche der Kunden. In ihren Aussagen widersprechen sie sich nicht nur, sondern erzählen Unwahrheiten, um ihre Position zu stärken. Die Telekom ist kein Unternehmen, auf das man als zukunftsliebender Kunde setzen sollte. Der Traffic steigt in den letzten Jahren kontinuierlich und die Telekom legt jetzt bereits Volumengrenzen für 2016 fest, die schon 2013 überholt sind. Wenn die Telekom hier nichts ändert, werden die Kunden gehen, sowie viele schon gegangen sind.

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C:Schöpgens
9 Jahre zuvor

Hierzu nur soviel: https://www.internet-law.de/2013/05/verstosen-die-drosselplane-der-telekom-gegen-das-fernmeldegeheimnis-des-tkg.html Die Telekom verstösst deutlich gegen bestehende Gesetze!

momo
9 Jahre zuvor

Mal ganz ehrlich, bei einer Mengenaufzeichnung (ohne Ziel) ist das FMG IMHO nicht betroffen. Auch die Netzneutralität ist nicht der Punkt ( https://blog.fefe.de/?ts=af86c272 ), ebenso wenig die Hardware-/Peeringkosten (https://netzpolitik.org/2013/drosselkom-warum-das-datenaufkommen-nur-vorgeschoben-ist-und-die-telekom-einfach-nur-mehr-geld-verdienen-will/).

Was allerdings immer übersehen wird, sind die nicht unerheblichen Kosten für eine Speicherung und Filterung des Traffics. Bei begrenztem Volumen sind übertragenen Datenmengen ziemlich gut abschätzbar und man muss nicht ständig riesige Sicherheitskapazäten an Speicherplatz und Rechenleistung zu Analyse des Traffics vorhalten. Zudem ist die benötigte für soetwas Hardware deutlich teuerer als ein “durchschnittlicher” Router.

Es zeichnet sich ja politisch ab, das soetwas wie die Vorratsdatenspeicherung in DE kommt und die Provider sehen hier eine reale Gefahr für ihre Umsätze, vorallem wenn man bedenkt, dass der Traffic sich weiter vervielfachen wird.

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