Mit einem schicken dünnen 5G Smartphone versucht Motorola den Mittelklasse-Markt für sich zu gewinnen.
Das Edge 30 ist seit knapp drei Monaten auf dem Markt. Beim Release war es das dünnste 5G Smartphone der Welt. Was es kann und für wen es interessant ist erkläre ich in diesem Testbericht
Erster Eindruck
Neben der obligatorischen Schnellstartanleitung und den Garantiehinweisen liegt dem Edge 30 eine transparente Schutzhülle und ein 30W Ladegerät mit Netzteil bei. Beim ersten in die Hand nehmen fällt direkt das geringe Gewicht auf.
Mit 155g und unter 7mm Stärke wirkt es trotz des 6,55″ Displays filigran. Der Rahmen aus Kunststoff ist gut verarbeitet und fühlt sich hochwertig an. Die Rückseite, bei der ich nicht ganz sicher bin aus welchem Material sie ist, würde ich gleichermaßen beschreiben. Der Camera-Bump wird durch das ansonsten sehr dünne Gerät unvorteilhaft hervorgehoben.

Lautstärkewippe und Powerbutton auf der rechten Seite
Auch die einzelnen Kameras stehen heraus, leider sogar ungleichmäßig. Die Lautstärke-Wippe und der Power-Button befinden sich auf der rechten Seite des Geräts. Für meine eher großen Hände ist der Power Button etwas zu tief platziert. Das Gerät ist nach IP 52 Standard und daher nur vor Tropfwasser und Staub geschützt.
Display
Das AMOLED Panel löst mit 1080x 2400 Pixeln auf. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 20:9 und einer Pixeldichte von 405ppi. Zudem unterstützt das Display HDR10+ und 144Hz. Nicht nur die technischen Daten lesen sich gut, auch im Alltag gefiel mir das Display. Die maximale Helligkeit reicht für direktes Sonnenlicht nicht ganz aus.
Dennoch ist sie angemessen für diese Preisklasse. Die Helligkeitsregelung reagiert nervös auf Änderungen des Umgebungslichts und liegt auffällig oft weit daneben, ist entweder extrem zu hell oder zu dunkel. Auch die Farbwiedergabe stellte mich nicht zufrieden. Bei der Beurteilung dieser muss ich allerdings berücksichtigen, dass ich mich viel mit Bildbearbeitung beschäftige und mir Abweichungen wahrscheinlich negativer auffallen als anderen Personen. Darüber hinaus bin ich durch mein iPhone sehr verwöhnt, was die Kalibrierung angeht. Wer keine Bilder bearbeiten will, wird keine Probleme mit dem Display haben. Edge 30 hat eine Art Always on Display, das die Uhrzeit und Benachrichtigungen anzeigt. Es aktiviert sich, sobald das Gerät bewegt wird und geht danach aus. Das führt dazu, dass das Display immer wieder angeht, wenn das Smartphone auf einem wackligen Untergrund wie einem Sofa oder einer Halterung im Auto liegt. Für mich bedeutet ein sich aktivierendes Display, dass ich eine Benachrichtigung erhalten habe. Daher war ich von dieser Funktion anfangs etwas irritiert. Leider habe ich eine weitere merkwürdiges Verhalten mit dieser Funktion festgestellt, die noch störender ist. Wenn das Smartphone mit dem Display zum Körper in der Tasche transportiert wird, aktiviert sich das Display und es gibt Fehleingaben durch die Hosentasche hindurch. Es war unmöglich Musik zu hören, ohne das Display nach außen zu drehen, da sonst fälschlicherweise pausiert wird. Beide Probleme konnte ich durch deaktivieren des Vorschaudisplays in den Einstellungen lösen.
Leistung und Software
Der Qualcomm Snapdragon 778G+ 5G Prozessor ist Qualcomms aktuelle Lösung für Mittelklasse Smartphones. Er bietet im Gegensatz zu den High-End Chipsets eine höhere Efizienz bei Einbußen bei der Performance. Im Alltag fällt das erstaunlich wenig auf. Apps öffnen schnell und Animationen laufen meistens ohne ruckeln. Spiele sehen gut aus und Ladezeiten sind angenehm. Besonders positiv ist mir das RAM Management aufgefallen. Apps bleiben außergewöhnlich lange offen. Das Edge 30 wird mit Android 12 ausgeliefert. Diese Basis wurde von Motorola minimal verändert und mit nützlichen Funktionen ergänzt. Die Hackbewegung, um die Taschenlampe einzuschalten oder das Schütteln aus dem Handgelenk für die Aktivierung der Kamera stellten sich im Alltag als außerordentlich nützlich heraus. Nach dem Test habe ich mich dabei erwischt das ich diese Gesten auch an meinem iPhone angewendet habe. Natürlich ohne Erfolg.
Konnektivität
Das Edge 30 unterstützt Wifi 6 und Bluetooth 5.2. Zwei aktuelle Standards, die noch nicht ganz zum Standard geworden sind. Der WLAN-Empfang unterscheidet sich nicht von meinen anderen Geräten. Die Bluetooth Reichweite ist beindruckend gut und reichte bei mir im Haus über zwei Stockwerke hinweg. Für die Konnektivität außerhalb des Hauses ist das Edge 30 5G und dual SIM fähig. Beides konnte ich nicht testen, da ich nur einen 4G Vertrag besitze. Der Mobilfunkempfang ist mir beim Telefonieren und bei der LTE-Verbindung negativ aufgefallen. An Orten, an denen ich mit anderen Smartphones schwachem, aber nutzbaren Empfang habe, ist mit dem Edge keine Verbindung möglich. Beim Telefonieren kam es von Anfang an zu einseitigen Gesprächsabbrüchen. Meine Gesprächspartner:innen konnten mich nicht mehr verstehen sobald ich den oberen Teil des Smartphones mit der Hand abgedeckt bzw. mit der Rückseite auf den Tisch gelegt hatte. Das Problem trat sowohl mit als auch ohne die mitgelieferte Hülle und an unterschiedlichen Orten auf.
Sound
Der Stereolautsprecher des Edge klingt erstaunlich gut. Musik beim Duschen oder ein Video über den internen Lautsprecher ist kein Problem. Einen 3,5mm Klinkenanschluss hat das Edge nicht.
Kamera
Motorola verbaut eine dreifach Kamera mit einer 50MP Weitwinkel- 50MP Ultra-Weitwinkelkamera. Hinter der dritten Linse sitzt ein 2MP Tiefenkamera. Fotografieren mit dem Edge 30 macht Spaß.

dreifach Kamera
Die Bilder sind lebendig, gut belichtet und schön detailliert. Farben werden natürlich abgebildet und wirken manchmal nur durch die übersättigte Einstellung des Displays unrealistisch. Bei Motiven mit starken Texturen schärft die Software etwas zu stark nach. Besonders bei feinen Blättern ist mir dieses Verhalten aufgefallen. Die Weitwinkelkamera hat mich etwas enttäuscht. Der Qualitätsunterschied zur Hauptkamera ist klar sichtbar. Die Bilder werden zum Rand unscharf, der Weißabgleich ist oft daneben und die Farben unterscheiden sich stark von der Hauptkamera. Auch rauschen die Bilder deutlich früher und bilden Artefakte. Porträtmodus und Makromodus sind in der schön gestalteten Kamera-App zu finden. Bei schlechtem Licht hat das Edge 30, wie fast jedes Smartphone gerade in dieser Preisklasse, Probleme. Nachtfotos sind möglich aber in meinen Augen nur für dokumentarische Zwecke zu gebrauchen. Außerdem hatte ich Probleme mit dem Autofokus. Dieser stellte nicht treffsicher auf U/unendlich Scharf.
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Makromodus
- Hauptkamera
- Ultra-Weitwinkelkamera
- Makromodus
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Hauptkamera
- Makromodus
- Hauptkamera
- Nachtmodus
Fingerabdrucksensor
Motorola verbaut einen optischen Fingerabdrucksensor und positioniert ihn für mich ideal im unteren Teil des Geräts unter dem Display. Durch eine Animation zeigt das Display zuverlässig die Position des Sensors. Trotzdem war der Sensor bei mir oft nicht sehr zuverlässig. Sobald der Finger nicht ideal ausgerichtet bzw. leicht feucht war, benötigte der Sensor mehrere Versuche. Ich habe bei anderen Tests die Erfahrung gemacht, dass mein Finger nicht ideal für die aktuellen Sensoren ist und ich so gut wie mit jedem Gerät Probleme habe. Mein Tipp daher: Wenn möglich selbst ausprobieren, ob der eigene Daumen kompatibel ist.
Akkulaufzeit
Durch das leichte und dünne Design ist der Akku etwas vernachlässigt worden. Der 4020mAh große Akku in Kombination mit dem großen Display und dem effizienten Prozessor führt in meinem Test zu Screen On Zeiten von knapp vier Stunden. Im Alltag komme ich abends mit ca. 20% zurück an die Steckdose. Für mich war die Akkulaufzeit OK. Berücksichtigt werden muss hierbei die Alterung der Akkuzelle. Das wird früher oder später dazu führen, dass der Akku nicht mehr über den Tag reicht. Beim Laden ist das Edge 30 dagegen wirklich gut. Die geringe Ladezeit bei 33W ist wahrscheinlich auf den kleineren Akku zurückzuführen. Den Sparmaßnahmen bei der Gerätestärke ist scheinbar auch die Wireless Charging Funktion zum Opfer gefallen.

USB-C Port mit 2.1 Standard
Fazit
Das Edge 30 hat mir gefallen. Gerade beim aktuellen Preis von knapp unter 400€ bietet es viel. Allerdings mit Einschränkungen. In meinen Augen gibt es zwei Hauptkritikpunkte: Akku und Updates. Der Akku reicht, wie weiter oben beschrieben, einen guten Tag. Nach einiger Zeit kann sich dies durch die Alterung des Akkus zum negativen hin ändern. Es ist schade, dass hier auf nötige Reserven zu Gunsten der Geräteausmaße verzichtet wurde. Zweiter Punkt sind die Updates. Motorola plant für das Edge 30 zwei Jahre Android Updates und drei Jahre Sicherheitsupdates. Besonders letzteres ist für die Langlebigkeit wichtig. Vergleichbare Modelle von anderen Herstellern bieten da längeren Support. Mit drei Jahren ist Motorola eher im Mittelfeld. Beide Punkte schränken die Langlebigkeit ein und sind in meinen Augen seitens Motorola vermeidbar. Abseits dieser Punkte ist das Edge eine gute Preisleistung, gute Verarbeitung und solide Technik.
Vielen Dank an Motorola für das zur Verfügung stellen des Smartphones.
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